Koblenz:Brandanschlag: Zeugen beschreiben Szene als rassistisch

Blick auf die Justitia über dem Eingang eines Landgerichts. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

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Koblenz (dpa/lrs) - Im Prozess um einen tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim 1991 in Saarlouis haben zwei Zeugen die damalige Skinhead-Szene als rassistisch und aggressiv beschrieben. Beide Zeugen sind nach eigenen Aussagen einige Jahre nach dem Brandanschlag 1991 als Jugendliche in die Szene gekommen. Gewalt sei dort omnipräsent gewesen, sagte einer der Zeugen am Montag vor dem Oberlandesgericht Koblenz. Es habe auch Drohungen gegeben, als er aus der Szene habe aussteigen wollen.

Die Einstellung gegenüber Ausländern sei „recht negativ“ und „ausländerfeindlich“ gewesen, sagte ein zweiter Zeuge. „Es sind eindeutig auch rassistische Sprüche gefallen“, sagte der 47-Jährige. „Es war auch nicht gerngesehen, wenn man mit Ausländern Kontakt hatte.“

Auch der Angeklagten soll Teil dieser Szene gewesen sein. Ihn habe er „nicht als leitende Persönlichkeit wahrgenommen“, sagte der erste Zeuge. Der zweite Zeuge bezeichnete den Angeklagten als „asozial“ und sagte, dieser verfüge „über keinerlei moralische Prinzipien“. Er habe in der Szene zu den „starken Trinkern“ gezählt und fast täglich Alkohol getrunken.

Bei dem Brandanschlag 1991 war der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana gestorben. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 52-jährigen Angeklagten vor, das Feuer aus rassistischer Gesinnung gelegt zu haben. Dieser hatte im Prozess zugegeben, bei der Tat dabei gewesen zu sein. Allerdings habe ein damaliger Kumpel laut der Aussage des Angeklagten den Brand gelegt. Es war der 35. Verhandlungstag. Der Prozess soll am Dienstag weitergehen.

© dpa-infocom, dpa:230709-99-341573/3

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