Gießen:Rechtsmediziner: Bei Spurensicherung ist Einzelfall wichtig

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Gießen (dpa) - Rechtsmediziner können an einer Leiche auch noch nach Wochen Spuren eines Verbrechens nachweisen. Allerdings: "Es gibt da keine feste Regel, denn es kommen mehrere Einflussfaktoren zusammen", sagte Reinhard Dettmeyer, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin an der Uni-Klinik in Gießen, der Deutschen Presse-Agentur. "Selbst wenn das Umgebungsmilieu trocken ist, kommt es sehr darauf an, wo der Leichnam liegt, welche Gesteinsart vorhanden ist, wie durchlässig sie für Flüssigkeiten ist und wie tief der Körper vergraben wurde." Auch Temperatur und Sonneneinstrahlung spielten eine wichtige Rolle.

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Gießen (dpa) - Rechtsmediziner können an einer Leiche auch noch nach Wochen Spuren eines Verbrechens nachweisen. Allerdings: „Es gibt da keine feste Regel, denn es kommen mehrere Einflussfaktoren zusammen“, sagte Reinhard Dettmeyer, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin an der Uni-Klinik in Gießen, der Deutschen Presse-Agentur. „Selbst wenn das Umgebungsmilieu trocken ist, kommt es sehr darauf an, wo der Leichnam liegt, welche Gesteinsart vorhanden ist, wie durchlässig sie für Flüssigkeiten ist und wie tief der Körper vergraben wurde.“ Auch Temperatur und Sonneneinstrahlung spielten eine wichtige Rolle.

Experten werten derzeit Spuren aus, die im Fall Susanna gesichert worden sind. Der irakische Flüchtlinge Ali B. soll das 14-jährige Mädchen aus Mainz vergewaltigt und ermordet haben. Die Leiche wurde erst gut zwei Wochen nach der Tat in Wiesbaden in einem Erdloch gefunden. Durch die lange Zeit zwischen Tod und Auffinden der Leiche ist laut den Ermittlern noch unklar, wie aussagekräftig die sichergestellten Spuren sind.

„Auch bei einer Liegezeit von zwei bis drei Wochen können grundsätzlich noch relevante Spuren gefunden werden - außer bei Spermien, da wäre ich extrem skeptisch“, sagte Dettmeyer mit allgemeinem Blick auf die Arbeit seiner Zunft. Bei lebenden Opfern haben demnach die Experten 24 bis 48 Stunden Zeit, diese zu sichern. Danach werde es sehr schwer. „Im Leichnam ist das etwas anders. Da gibt es Fälle, wo auch noch danach in Abstrichen Spermien nachweisbar waren. Aber dann muss die Leiche sehr kühl und eher trocken gelegen haben. Es kommt auf den Einzelfall an.“

Ali B. hat gestanden, Susanna getötet zu haben. Eine Vergewaltigung bestreitet er. Dettmeyer zufolge können Rechtsmediziner ein Sexualdelikt unter anderem anhand spezifischer Wunden erkennen: „Es gibt klassische Verletzungsmuster, wenn sich das Opfer gegen die Vergewaltigung heftig wehrt. Dazu gehören beispielsweise Verletzungen in der Rückenhaut oder erst bei der Obduktion nachweisbare innere Blutungen.“ Es bestehe durchaus die Chance, Zeichen eines solchen Kampfes auch noch nach zwei, drei Wochen an einer Leiche festzustellen. Das hänge aber stark von der Temperatur während der Liegezeit ab: „Je wärmer, desto schlechter die Chancen.“

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