Kriminalbeamte:Mehr Personal gegen Clans statt „Selbstvermarktung“

Ein Streifenwagen der Polizei steht auf einer Straße. (Foto: Guido Kirchner/dpa/Symbolbild)

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Bielefeld (dpa/lnw) - Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sieht in Nordrhein-Westfalen keine ernsthafte Strategie gegen Clan-Kriminalität. „Es genügt nicht, nur in Shisha-Bars zu gehen und Tabak zu konfiszieren, begleitet von Fotografen und Fernsehkameras“, kritisierte der Landesvorsitzende Oliver Huth entsprechende Aktionen von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). So entstehe in der Öffentlichkeit „der Eindruck der Selbstvermarktung der Politik“, sagte Huth der „Neuen Westfälischen“ (Dienstag).

Tatsächlich habe die schwarz-grüne Koalition „in ihrem ersten Regierungsjahr nichts getan, um uns zu stärken“, bilanzierte der Kriminalkommissar. Das NRW-Innenministerium habe die Anzahl der Ermittler, die sich mit organisierter Kriminalität auskennen, seit sechs Jahren nicht erhöht. Hier sind laut BDK derzeit rund 700 Beamte für organisierte Kriminalität zuständig. Aus Sicht des gewerkschaftlichen Berufsverbandes wäre es geboten, landesweit 200 weitere einzusetzen - nur zur Bekämpfung der Clan-Kriminalität.

NRW brauche zudem eine Strategie, um die Clan-Kriminalität so weit einzudämmen, dass „diese Leute uns mit ihrer Paralleljustiz nicht auf der Nase herumtanzen“, forderte Huth angesichts der jüngsten Massenschlägereien zwischen Mitgliedern türkisch-libanesischer und syrischer Clans im Ruhrgebiet. „In unseren Parlamenten sitzen rechtsextreme Kräfte, wir können es uns nicht leisten, zu lange über konsequente Strafverfolgung zu grübeln“, mahnte der Gewerkschafter. „Auf Dauer gefährdet diese zaudernde Haltung unsere Demokratie.“

© dpa-infocom, dpa:230718-99-440030/2

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