Wo der König am Dienstagabend war, ist nicht ganz klar, fest steht nur: Als ein Mann gegen 19 Uhr Londoner Zeit Schrotpatronen über den Eisenzaun am Buckingham Palace warf, hielt sich Charles nicht dort auf. Die Polizei nahm den Mann umgehend fest. Die Tasche, die er bei sich trug, wurde vorsichtshalber gleich an Ort und Stelle gesprengt, nachdem die Umgebung weiträumig abgesperrt worden war. Auch wenn die Explosion kontrolliert ablief, stand plötzlich eine Frage im Mittelpunkt: Wie sicher sind die Königsfamilie, die Staatsgäste und all die Schaulustigen, die an diesem Samstag zur Krönung von Charles III. nach London kommen?
Die Metropolitan Police war am Mittwoch sehr darauf bedacht, ja nicht den Eindruck zu erwecken, dass die Sicherheitsvorkehrungen in der britischen Hauptstadt zu wünschen übrig ließen. Ein Vertreter der Polizei sagte, dass am Samstag insgesamt 11 500 Beamte im Einsatz sein werden. Und was den Vorfall am Dienstagabend vor dem Palast angehe, so sei der Mann mit den Schrotpatronen binnen fünf Minuten festgenommen worden. Niemand sei bei dem Einsatz verletzt worden. Die Polizei geht nicht davon aus, dass es einen terroristischen Hintergrund gebe, der Mann soll offenbar psychisch krank sein.
Der Palast wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. Die Botschaft der Royals war auch so ziemlich klar: Es soll alles weitergehen wie geplant, business as usual. Und so fanden in der Nacht zum Mittwoch erneut Proben für die Krönungsprozession statt.
Am frühen Morgen marschierten Hunderte Soldaten die Route vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey entlang. Dort werden sich Charles und seine Frau Camilla am Samstag bejubeln lassen. Die beiden werden dabei in einer goldenen Staatskutsche sitzen, die mehr als 260 Jahre alt und mehrere Tonnen schwer ist.
Der für die Organisation zuständige Earl Marshall erklärte, dass 7000 Militärangehörige an den Proben beteiligt seien.
Damit alles glattgeht, wird die Prozessionsstrecke genauestens überwacht. Chris Philip, der für die Polizei zuständige Staatssekretär, sprach am Mittwoch von einem Großeinsatz der Metropolitan Police. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Krönungszeremonie seien seit Jahren geplant. Die Polizei sollte für den enormen Aufwand gefeiert werden, sagte Philip der BBC. Er hoffe, dass am Samstag alles wie geplant laufe, "fingers crossed".
Beim Gottesdienst in der Westminster Abbey werden 2300 Gäste erwartet, unter ihnen etwa 100 Staatsoberhäupter aus aller Welt. Wenn man so will, haben die Londoner Polizei und der britische Inlandsgeheimdienst MI5 bereits eine gewisse Übung darin, für die Sicherheit einer solchen Großveranstaltung zu sorgen. Beim Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. im vergangenen September war zuletzt eine ähnliche Zahl an Sicherheitskräften im Einsatz. Damals gab es keine besonderen Vorkommnisse.