Stilkritik Dino-Krawatte:C-Rex mit Knoten

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Royale Krawatte mit Dinos: König Charles III. schmückt sich auch mit Tiermotiven. (Foto: HENRY NICHOLLS/AFP)

Wenn Männer Krawatten mit Tiermuster tragen, ist das nicht nur eine Frage des Modegeschmacks, sondern auch eine emotionale. König Charles III. hat sich jetzt mit seinem Dinosaurier-Binder vielleicht selbst einen neuen Spitznamen gegeben.

Von Martin Wittmann

Der eine Windsor sei zwar sehr beliebt, schreibt die Expertin in ihrem Buch, doch wirke er schnell langweilig und einfallslos. Auch der andere werde als etwas bieder wahrgenommen. Und Andrew? Bei dem müsse man vorsichtig sein!

Natürlich werden hier nicht die britischen Royals beschrieben, die Urteile würden weder dem flamboyanten König Charles noch seinem exaltierten Sohn, Prinz William, und schon gar nicht seinem handsamen Bruder Andrew gerecht werden. Die kritische Autorin, Nina Pohlmann, ist vielmehr Expertin für Krawattenknoten.

Der eine Windsor, das ist demnach der einfache oder Halbe Windsor, ein Krawattenknoten, der mit einem schmalen Schlips gebunden zu jeder Kragenform passt. Der andere, der Doppelte, sollte hingegen nur zu weit gespreiztem Kragen getragen werden, sonst sehe er sehr unvorteilhaft aus. Beim St. Andrew, wie er korrekt heißt, verdrehe sich leicht der Übergang vom Knoten zur Halsschlaufe, wer kennt es nicht.

Was wollte der König mit seiner Krawatten-Wahl ausdrücken?

Was in dem "Krawatten-Knigge" nicht steht: ob zu offiziellen Anlässen pinkfarbene Exemplare mit Dinosaurier-Muster erlaubt sind. Mit einem solchen ist Charles am Dienstag am University College Hospital Macmillan Krebszentrum im Londoner Stadtteil Camden aufgetreten.

Die britische Presse fragt sich (und ihre Royal-Experten) nun, was der König mit seiner Kleiderwahl wohl auszudrücken vorhatte? Das ist auf der Insel keine banale Modefrage, sondern eine von politischer Bedeutung, könnte der Monarch doch erst im Dezember mit einer Griechenland-Krawatte auf den britisch-hellenistischen Streit um die in London ausgestellten, aber aus Athen stammenden antiken Marmorskulpturen reagiert haben (oder auch nicht).

Diesmal aber gibt es keinen diplomatischen Grund für die Kleiderwahl, sondern einen emotionalen, zumindest wenn man Charles-Biograf Robert Hardman glauben darf, der in der Daily Mail analysierte: Der King sei einfach gut drauf und trage deswegen den heiteren Schlips. Und T-Rex klinge nach C-Rex, also C wie Charles und Rex wie König auf Latein, das dürfte eine Anspielung sein. Sicher ist nur, dass so ein Muster am Ende auch eine Frage von Geschmack und Mut ist.

Man könnte auch sagen: Wenn die Krawattendinos das Aufsehenerregendste am ersten öffentlichen Auftritt eines krebskranken Monarchen seit Ewigkeiten ist, dann darf das in Zeiten royalen Dramas als beruhigendes Zeichen gelten. Und makellos gebunden ist der Knoten übrigens auch.

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