Katholische Kirche:Papst: Almosen für Alkohol? "Auch gut"

Franziskus beim Empfang von Vertretern einer Organisation, die sich um sozial ausgegrenzte Menschen kümmert. (Foto: AFP)

Niemand dürfe sich gegenüber einem Armen als Richter aufspielen, wenn dessen einziges Glück ein Schluck Wein sei, findet Franziskus.

Auch Obdachlosen, die jeden Cent in Alkohol investieren, sollte man nach Aussage von Papst Franziskus Almosen nicht verweigern. Wenn ein Schluck Wein das einzige Glück sei, das sie im Leben hätten, "dann ist auch das gut", sagte der Papst einer Mailänder Obdachlosen-Zeitung.

Wer nichts gebe, nur weil sich ein Obdachloser "damit vielleicht eine Flasche Wein kauft, um sich zu betrinken", müsse sich fragen, ob er "der Richter dieses armen Mannes" sei, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in dem vom Vatikan veröffentlichten Interview. Almosenverweigerer, die mit dem Alkoholkauf argumentierten, sollten lieber überlegen, welches heimliche Glück sie selbst verborgen hielten.

"Das ist keine christliche Geste"

Zugleich rief der Papst dazu auf, Bettlern beim Almosengeben in die Augen zu sehen: "Geld werfen, ohne in die Augen zu sehen, das ist keine christliche Geste." Anlass des Interviews mit der Zeitung Scarp de' tenis war der geplante Besuch des Papstes in Mailand am 25. März.

Erst vor wenigen Tagen hatte Franziskus während einer Messe eine viel beachtete Ansprache gehalten. Es sei besser, ein Atheist zu sein als ein heuchlerischer Katholik, sagte er. Franziskus erklärte ausführlich, was er unter einer solchen Person versteht: Es gebe Menschen, die sagten, sie seien sehr katholisch, gingen immer zur Messe, gehörten dieser oder jener Organisation an. Nach seiner Meinung sollten diese Personen dem aber noch hinzufügen: "Mein Leben ist aber nicht christlich, ich zahle meinen Angestellten keinen angemessenen Lohn, ich nutze die Menschen aus, ich mache schmutzige Geschäfte, ich wasche Geld, ich führe ein Doppelleben."

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