Kapitän der havarierten "Costa Concordia":Deutsche Opfer stellen Strafanzeige gegen Schettino

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Ein deutscher Anwalt hat Strafanzeige gegen "Costa-Concordia"-Kapitän Francesco Schettino gestellt. Er vertritt 19 Überlebende der Schiffskatastrophe und wirft Kapitän und Offizieren unter anderem fahrlässige Tötung vor.

Deutsche Überlebende des Concordia-Unglücks haben Strafanzeige gegen den Kapitän Francesco Schettino und verantwortliche Offiziere des havarierten Kreuzfahrtschiffs gestellt. "Es geht um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung, der Aussetzung, Gefährdung des Schiffsverkehrs und um unterlassene Hilfeleistung", sagte Opfer-Anwalt Hans Reinhardt.

Im gesunkenen Teil des Wracks der Costa Concordia wurde die Suche nach Vermissten inzwischen eingestellt. 19 Überlebende aus Deutschland haben gegen Kapitän Francesco Schettino Strafanzeige gestellt. (Foto: dpa)

Der Kapitän habe die hilflosen Menschen in Todesgefahr gebracht und im Stich gelassen, sagte Reinhardt. Durch das grob fahrlässige Verhalten des 52-jährigen Schettinos und der Offiziere seien die Opfer erheblich verletzt worden. Eine Frau habe die Havarie mit einem Beckenbruch überlebt. Auch von Prellungen, Schürfungen und traumatischen Störungen ist die Rede. Mehrere Personen sollen bis heute unter Panikattacken und Alpträumen leiden.

Der Anwalt aus Marl vertritt die 19 Passagiere aus verschiedenen Bundesländern auch bei deren Forderungen nach Schmerzensgeld und Schadenersatz. Die Strafanzeige, die er am Mittwoch bei der Staatsanwaltschaft Bochum eingereicht hat, diene der Unterstützung der Schadenersatzforderungen. Dadurch könne er Akteneinsicht erhalten, sagte er. Falls es in Italien zu einem Prozess gegen Concordia-Offiziere kommen sollte, könnte der deutsche Anwalt über einen italienischen Kollegen als Nebenkläger auftreten.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Eingang der Strafanzeige. Sie sei aber noch nicht ausgewertet worden, sagte Sprecher Christian Kuhnert. Zu der Katastrophe läuft in Italien derzeit ein Beweissicherungsverfahren.

Schettino steht in Italien unter Hausarrest - ihm wird auch dort unter anderem fahrlässige Tötung vorgeworfen. Der Kapitän steht nicht nur wegen des waghalsigen Manövers in der Kritik, das am 13. Januar zur Havarie der Concordia führte, sondern auch, weil er während der Evakuierung das Schiff verlassen hatte und nicht an Bord geblieben war.

Nach dem Unglück wurden bislang 17 Todesopfer geborgen, 15 Menschen werden noch vermisst.

© Süddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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