Mittlerer Westen der USA:Mindestens 21 Menschen sterben infolge extremer Kälte

Lesezeit: 2 min

  • Der Polarwirbel, der das nordamerikanische Wetter bestimmt, hat für lebensbedrohliche Temperaturen in großen Teilen der USA gesorgt.
  • Betroffen waren zeitweise mehr als hundert Millionen Menschen - vor allem im Mittleren Westen und den Ballungsgebieten an den Großen Seen, etwa am Lake Michigan.
  • Mindestens 21 Menschen sollen infolge der Kälte gestorben sein.

Die Tage der Rekordkälte dürften vorüber sein, klirrender Frost herrscht weiter. Im Norden und Mittleren Westen der USA zeigt das Thermometer weiterhin deutliche Minusgrade. "Lebensgefährlich", sagt der Wetterdienst nach wie vor. Eisige Temperaturen mit rekordverdächtigen Minuswerten halten weite Teile der USA weiterhin im Griff. In der Nacht zum Donnerstag wurden vor allem im Mittleren Westen extreme Tiefstwerte von fast minus 40 Grad Celsius gemessen. Mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung der USA war zeitweise betroffen.

Landesweit seien bisher mindestens 21 Menschen der Kälte zum Opfer gefallen, berichtete die "New York Times". Behörden machten demnach die extremen Temperaturen unter anderem für den Tod eines 18-jährigen Studenten in Iowa verantwortlich. Er war bewusstlos auf dem Campusgelände gefunden worden und später im Krankenhaus gestorben. Einige der 21 Todesopfer waren erfroren, andere starben bei wetterbedingten Unfällen, hieß es. Viele Fälle würden noch untersucht, um die genaue Todesursache zu klären. Die Behörden gingen aber davon aus, dass das Wetter eine Rolle gespielt habe.

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In großen Teilen der USA verharren die Thermometer auf lebensbedrohlichen Minusgraden. Manch einer macht sich aus den Tiefsttemperaturen trotzdem einen Spaß.

Der Nationale Wetterdienst (NWS) sowie Ärzte und Nothelfer warnten vor Erfrierungen auf ungeschützter Haut. Innerhalb von Minuten könne es dazu kommen. Im Bundesstaat Iowa empfahl die zuständige NWS-Zweigstelle Bürgern, "tiefe Atemzüge" zu vermeiden und so wenig zu sprechen wie möglich: "Das hier ist die kälteste Luft, die viele von uns jemals erlebt haben", hieß es in ihrem Wetterbericht.

Im Zentrum der großen Kältewelle stand die Millionenmetropole Chicago. Die Stadt richtete mehr als 60 Wärmestuben für Wohnungslose ein. Zusätzlich nahm jede Polizeidienststelle Menschen auf, die sich vor der Kälte schützen wollten. Am Donnerstag hatten dort Temperaturen geherrscht, die kälter waren als die gegenwärtige Temperatur in der Antarktis und nahe am Allzeittief, das 1994 gemessen wurde.

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Das Bahnunternehmen Amtrak sagte am Mittwoch alle Zugverbindungen von und nach Chicago ab. Beim Nahverkehrsanbieter Metra wurden Schienen zum Schutz gegen die Kälte mit Flammen erhitzt. Wie CNN berichtet, waren Metra-Mitarbeiter in Zwölf-Stunden-Schichten aktiv, um die Flammen zu legen und die Metallschienen so vor Verformungen und anderen Kälteschäden zu bewahren.

Die Kälte führte vereinzelt zu Stromausfällen. In vielen Bundesstaaten blieben Schulen und manche Universitäten geschlossen. Die Flughäfen kamen teils mit dem Enteisen der Maschinen nicht nach. Laut Webseite "Flightaware" wurden bis zum Donnerstagvormittag rund 2000 Flüge gestrichen und rund 900 verspäteten sich, US-Medien berichteten von bis zu 4800 gestrichenen Flügen.

Verantwortlich für die arktische Kälte ist der sogenannte Polarwirbel - ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen. Laut Wetterbericht werden die Temperaturen zu Beginn kommender Woche aber wieder stark steigen - sogar um mehr als 30 Grad Celsius.

© SZ.de/dpa/AFP/aner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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