Justiz - Dresden:Mehr Internationalität in Gefängnissen: Dolmetscher nötig

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Dresden (dpa/sn) - Direkt oder per Video: Mit dem Ausländeranteil unter den Gefangenen im Justizvollzug ist auch der Bedarf an Dolmetschern in Sachsens Justiz gewachsen. Die verständliche Kommunikation sei in vielen Bereichen des Anstaltsalltags unverzichtbar, von der Aufnahme bis zur medizinischen Versorgung, sagte ein Sprecher des Justizministeriums in Dresden der Deutschen Presse-Agentur. "Eine angemessene Verständigung mit ausländischen Gefangenen ist oft unerlässlich, auch um das Risiko von Eigen- oder Fremdgefährdung richtig einschätzen und entsprechend handeln zu können." Auch Fragen der Unterbringung oder psychologischen Betreuung sowie der Behandlung im Krankheitsfall oder bei medizinischen Problemen erforderten einen Dolmetscher.

Nach Ministeriumsangaben ist der Anteil ausländischer Gefangener von März 2016 bis September 2019 von 16,1 auf 28,8 Prozent gestiegen, im Juli 2019 waren es sogar 30,1 Prozent. Aktuell sind 952 Inhaftierte keine deutschen Staatsbürger. Teilweise herrscht Dolmetschermangel, vor allem außerhalb der regulären Dienstzeiten und für selten gesprochene Sprachen ist es schwer, zeitnah entsprechende Experten zu finden", sagte der Sprecher. Seit geraumer Zeit haben die Justizvollzugsanstalten (JVA) angestellte Dolmetscher oder können die Experten gegen Honorar engagieren.

Mit dem Doppelhaushalt 2017/2018 schuf der Freistaat zehn Stellen, um Dolmetscher zu engagieren - für Tschechisch, Tschechisch-Slowakisch und Polnisch in Bautzen und Görlitz, für Arabisch und Russisch-Georgisch in Dresden, Leipzig und im Jugendstrafvollzug Regis-Breitingen. Honorardolmetscher werden vor allem für diese Sprachen, aber auch für Vietnamesisch, Indisch mit Punjabi, Urdu und Hindi, Albanisch und Persisch mit Farsi und Dari gebucht.

Nach erfolgreicher Erprobung wird seit Ende 2018 in jeder JVA per Video gedolmetscht. Über entsprechende Konferenzanlagen kann mit verschlüsselter Audio- und Videoübertragung der für die jeweilige Sprache benötigte Dolmetscher zugeschaltet werden, erklärte der Ministeriumssprecher. "Das System ist relativ schnell verfügbar, auch außerhalb der Dienstzeiten und hat eine große Sprachbreite."

Jedes Gefängnis hat zwei Anlagen, wobei Dolmetscher für die am häufigsten benötigten Fremdsprachen wie Arabisch, Farsi, Kurdisch, Russisch, Slowakisch und Tschechisch wochentags in maximal zwei Minuten, an Wochenenden und Feiertagen in maximal einer Viertelstunde verfügbar sind. Zudem können Termine für weitere und insbesondere seltenere Sprachen vereinbart werden - und insgesamt 55 Fremdsprachen genutzt werden.

"Das Videodolmetschen trägt dazu bei, dass insbesondere in den Abend- und Nachtstunden die Verständigung mit neu aufgenommenen ausländischen Gefangenen gewährleistet ist", sagte Justizminister Sebastian Gemkow (CDU). Dank einer besseren Verständigung könne Konfliktpotenzial frühzeitig erkannt und Eskalationen vorgebeugt werden. "Damit wird die Sicherheit und Ordnung in den Anstalten insgesamt spürbar erhöht."

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