Israel:Prahlerei auf Sauftour: Netanjahu-Sohn bringt Vater in Erklärungsnot

Lesezeit: 2 Min.

  • Der Sohn des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, Jair, soll während einer Vergnügungstour mit Freunden über brisante Geschäfte seines Vaters geplaudert haben.
  • In einem Audiomitschnitt ist zu hören, wie er auf einem nächtlichen Ausflug über einen Milliardendeal spricht.
  • Für den Premier kommen die Anschuldigungen zur Unzeit: Schon länger wird gegen ihn wegen Korruptionsverdachts ermittelt.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Der Sohn beteuert, er habe unter Alkoholeinfluss "Unsinn erzählt". Der Vater versichert, er und seine Frau hätten ihren Kindern Respekt vor Frauen beigebracht. Halb so wild? Nicht wenn es sich dabei um die Familie des israelischen Premierministers handelt und die Verfehlungen auch noch als Audiomitschnitte im israelischen Fernsehen zu hören sind.

Die Familie Netanjahu ist schon häufiger durch Affären aufgefallen, auch diesmal ist es peinlich und politisch hochbrisant. Es geht um eine Feiertour im Jahr 2015, damals zog Jair Netanjahu mit zwei Freunden durch Striptease-Lokale in Tel Aviv. Mit dabei: ein Bodyguard und ein Chauffeur, vom Steuerzahler finanziert. Auf der Aufnahme ist zu hören, wie der Bodyguard zweimal mit Mord bedroht wurde, sollte er jemals plaudern.

Brisante Aussagen während Vergnügungstour

Seit Monaten wird gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt. Die Äußerungen des Sohnes in jener Nacht sind keine Hilfe, oder anders ausgedrückt: Sie sind ein GAU. Jair Netanjahu stellt in der Aufnahme nämlich einen Zusammenhang zwischen einem finanziellen Gefallen und einem umstrittenen Milliardengeschäft her. "Mein Vater hat einen 20-Milliarden-Deal für dich arrangiert, und du kannst mir keine 400 Schekel geben?", sagt er zu Ori Maimon, dem Sohn des Gas-Tycoons Kobi Maimon. Mit dem Geld, umgerechnet 100 Euro, soll eine Prostituierte bezahlt werden. Der Dritte im Bunde: Roman Abramow, ein hoch bezahlter Angestellter eines australischen Milliardärs.

Dann prahlen die drei Männer, alle Mitte 20, wie viele Nummern von Stripperinnen sie im Handy gespeichert und wie viel Geld sie für diverse Dienste ausgegeben hätten. Jair Netanjahu bietet an, er könnte seine Ex-Freundin gegen Geld vermitteln. Dazwischen ruft auch noch Mama an, Sara Netanjahu. Sie erkundigt sich, was Sohn Jair denn gerade so treibt.

Die Anwälte der Netanjahu-Familie hatte die Verbreitung der Aufnahmen aus dem Jahr 2015 verhindern wollen. Damals boxte der Regierungschef einen Gas-Deal gegen Widerstände der Knesset und des Kartellamts durch. Die Opposition fordert nun eine Untersuchung und sieht den Korruptionsverdacht durch die Aussagen des Sohnes bestätigt. Seit Jahren wird kritisiert, dass Netanjahus Kinder rund um die Uhr über Bodyguard, Chauffeur und Wagen verfügen. Vor Kurzem hatte der ehemalige Geheimdienstchef einer Erklärung aus Netanjahus Büro widersprochen, dies sei aus Sicherheitsgründen notwendig.

Und auch der Name Roman Abramow, der Dritte im Bunde, ist in den Korruptionsermittlungen gegen Netanjahu nicht wirklich neu. Die Ermittler haben den Verdacht, dass Abramow, Freund von Jair Netanjahu, nur deshalb einen Job beim australischen Milliardär James Packer bekam, weil Benjamin Netanjahu und Packer Geschäftsfreunde sind. Abramows Anstellung bei Packer wird üppig vergütet, eine richtige Aufgabe gibt es jedoch nicht. Die Tour durch das Nachtleben von Tel Aviv jedenfalls endete im Appartement des Milliardärs, zu dem Abramow Zugang hatte.

Jair Netanjahu sorgte schon häufiger für negative Schlagzeilen. Vergangenes Jahr teilte er einen Facebook-Post, der den jüdischen Investor George Soros als einflussreichen Strippenzieher der Weltgeschehnisse zeigt. Nach Kritik löschte er ihn, eine Entschuldigung gab's allerdings nicht.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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