New York:Weinstein einigt sich mit Klägerinnen auf Millionenvergleich

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Harvey Weinstein auf dem Weg zum Gericht in Manhattan im Februar 2020. (Foto: John Minchillo/AP)

Wegen Sexualverbrechen sitzt er bereits im Gefängnis, doch weitere Frauen hatten dem früheren Filmmogul sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die Einigung wird nicht von allen begrüßt.

Der wegen Sexualverbrechen verurteilte frühere US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat sich mit Dutzenden Klägerinnen vorläufig auf einen millionenschweren Vergleich geeinigt. Das teilten die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James und die Chicagoer Anwältin Elizabeth A. Fegan mit. Wenn der Deal vom zuständigen Richter abgesegnet wird, bekommen die Frauen zwischen 7500 und 750 000 US-Dollar des 18,8 Millionen Dollar umfassenden Vergleichs.

"Diese Einigung ist der Höhepunkt mehrerer Jahre harter Arbeit von Überlebenden, die nicht nur die #MeToo-Bewegung um Weinstein initiierten, sondern auch ihre Plattformen nutzten, um Gerechtigkeit für all jene zu suchen, die aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen in Hollywood Angst hatten, sich zu melden", sagte Anwältin Fegan.

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In nur zwei von fünf Anklagepunkten wird der Filmmogul schuldig gesprochen. Das klingt nicht nach einem Erfolg für die Staatsanwaltschaft. Gewaltig ist dieses Urteil dennoch.

Kommentar von Johanna Bruckner

In einer Pressemitteilung von Staatsanwältin James hieß es, der Deal regele Ansprüche in einem Rechtsstreit des Bundesstaates New York und in einer Sammelklage, die vor einem Bundesgericht anhängig waren. "Nach all den Belästigungen, Drohungen und Diskriminierungen erhalten diese Überlebenden endlich ein wenig Gerechtigkeit", so James. Sie sprach von einem "Sieg für jede Frau, die sexuelle Belästigung, Diskriminierung, Einschüchterung oder Vergeltung von ihrem Arbeitgeber erfahren hat".

Die Anwälte einiger Klägerinnen hielten den Vergleich jedoch für unzureichend. Es handele sich "um einen kompletten Ausverkauf der Überlebenden von Weinstein", teilten die Anwälte Douglas H. Wigdor und Kevin Mintzer mit. Der Vorschlag sei "zutiefst unfair", weil er nicht vorsehe, dass Weinstein Verantwortung übernehme und dafür Geld zahle. Die Einigung schade auch Frauen, die ihr nicht zustimmen wollten. "Wir sind sehr überrascht, dass die Generalstaatsanwältin eine Siegerrunde für diesen unfairen und ungerechten Vorschlag dreht, und im Namen unserer Klientinnen werden wir dem vor Gericht entschieden widersprechen."

Harvey Weinstein sitzt eine Haftstrafe von 23 Jahren ab

Der frühere Hollywood-Produzent war am 24. Februar schuldig gesprochen worden, eine Frau vergewaltigt und eine andere zum Oralsex gezwungen zu haben. Der 68-Jährige kam im März in das Hochsicherheitsgefängnis Wende im Bundesstaat New York. Dort soll Weinstein zumindest einen kleinen Teil seiner Haftstrafe von 23 Jahren ableisten.

Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs von Dutzenden weiteren Frauen hatten 2017 seine Karriere zerstört und die weltweite #MeToo-Bewegung ausgelöst. Unter dem Hashtag hatten viele Frauen in sozialen Medien von ihren Belästigungs- oder Vergewaltigungserfahrungen berichtet.

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