New York:Harry und Meghan in "fast katastrophale" Verfolgungsjagd verwickelt

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Prinz Harry und seine Frau Meghan, hier in London im Jahr 2020. (Foto: Kirsty Wigglesworth/AP)

Laut einem Sprecher der Familie jagten Paparazzi am Dienstagabend stundenlang das Auto des Paares. Die New Yorker Polizei und ein Taxifahrer relativieren die Darstellung allerdings.

Autos rasen über den Bürgersteig und über rote Ampeln: In New York sollen Paparazzi rücksichtlos und äußerst riskant einen Wagen mit Prinz Harry, 38, und seiner Ehefrau Herzogin Meghan, 41, verfolgt haben. Ein Sprecher des Paares wird das, was passiert ist, später eine "fast katastrophale" Verfolgungsjagd nennen. Von "mehreren Beinahe-Zusammenstößen mit anderen Fahrern auf der Straße, Fußgängern und zwei Beamten der New Yorker Polizei" ist die Rede. Die Schilderungen rufen sofort Erinnerung an den Unfalltod von Harrys Mutter Diana vor knapp 26 Jahren hervor.

Eine Mitteilung der New Yorker Polizei sowie Aussagen eines Taxifahrers und anderer Beteiligter belegen die schweren Vorwürfe allerdings nur teilweise. New Yorks Bürgermeister Eric Adams verurteilt den Vorfall als "rücksichtslos und unverantwortlich". Von der Polizei hieß es dagegen: "Es gab viele Fotografen, die den Transport zu einer Herausforderung gemacht haben." Schlussendlich sei das Paar aber an seinem Zielort angekommen - "und es gab keine gemeldeten Unfälle, gerichtlichen Vorladungen, Verletzungen oder Festnahmen in dieser Hinsicht".

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Der ungefähre Ablauf: Der jüngere Sohn von König Charles III. und seine Ehefrau waren am Dienstagabend (Ortszeit) mit Meghans Mutter Doria Ragland, 66, auf einer Preisverleihung. Meghan wurde für ihren Einsatz für Frauen ausgezeichnet. Anschließend wurden sie - mit einem Begleittross aus mehreren Geländewagen - für rund 75 Minuten kreuz und quer durch die Upper East Side gefahren, um Verfolger abzuschütteln. Dann hielten sie an einer Polizeiwache und stiegen in ein Taxi um.

"Ich habe sie noch nie so verletzlich erlebt wie vergangene Nacht"

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld des Paares erfuhr, übernachteten Harry und Meghan bei Freunden und wollten die Paparazzi nicht zu deren Adresse führen. "Ich habe sie noch nie so verletzlich erlebt wie vergangene Nacht", sagte Ashley Hansen, eine Sprecherin des Paares, dem britischen Sender Sky News. "Sie waren unglaublich verängstigt und aufgewühlt." Der Buckingham-Palast wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern.

Aus dem Umfeld des Paares hieß es, die Verfolgungsjagd hätte "tödlich" enden können. Sechs Fahrzeuge mit verdunkelten Scheiben rasten demnach rücksichtslos um den Konvoi der Prominenten herum. Die Fahrer hätten am Steuer fotografiert und telefoniert. Obwohl von uniformierten Polizeibeamten konfrontiert, seien sie davongerast, um die Verfolgung fortzusetzen. Es gebe Aufnahmen von Sicherheitsleuten, die das Geschehen dokumentierten.

Der offizielle Biograf von Harry und Meghan, Omid Scobie, sprach in der BBC von einem "Katz- und Maus-Spiel". Der Wagen des Paares sei mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde durch die Stadt gejagt, um Verfolger abzuschütteln. Pläne, entsprechende Filmaufnahmen öffentlich zu machen, gebe es unmittelbar jedoch nicht, sagte eine Sprecherin des Paares auf dpa-Anfrage. Es war der erste gemeinsame öffentliche Auftritt der beiden seit der Krönung von Harrys Vater.

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Taxifahrer Sukhcharn Singh nannte die Berichte "übertrieben". "Ich würde es keine Verfolgungsjagd nennen. Es fühlte sich nie so an, als sei ich in Gefahr. Es war nicht wie eine Autojagd in einem Film", sagte Singh der US-Zeitung Washington Post. Zugleich bestätigte er aber, zwei Fahrzeuge seien ihm gefolgt, die Insassen hätten Fotos gemacht. Das Paar habe verängstigt gewirkt.

Ein beteiligter Paparazzi, der anonym blieb, behauptete im britischen Sender ITV, die Gefahr sei von Harry und Meghans Fahrer ausgegangen. Es sei die Eskorte des Paares gewesen, die andere Autos blockiert und mit Manövern zum Stopp habe zwingen wollen. Ähnlich äußerte sich die auf Prominente spezialisierte Fotoagentur Backgrid. Man nehme die Vorwürfe aber sehr ernst und werde sie untersuchen. "Es ist klar, dass die Presse, die Paparazzi, die richtigen Fotos bekommen wollen", sagte Bürgermeister Adams. "Aber die öffentliche Sicherheit muss immer vorgehen."

"Wie ein Rudel Hunde folgten sie ihr, jagten sie, belästigten sie, beleidigten sie"

Harrys Mutter Diana war im August 1997 in Folge eines Verkehrsunfalls in Paris gestorben, auch sie war damals von Paparazzi verfolgt worden. Wiederholt hat Harry berichtet, wie sehr ihn der Tod seiner Mutter belastet. In seiner Biografie "Reserve" schilderte der Prinz, wie er versuchte, den Unfall zu verarbeiten: Er habe sich bei einem Besuch in Paris von einem Taxi durch den Tunnel fahren lassen, in dem seine Mutter verunglückte - und zwar im genau gleichen Tempo wie ihr Wagen damals.

Der Vorfall in New York dürfte Harrys ohnehin miserablem Verhältnis zur Boulevardpresse weiteren Schaden zufügen. In einer BBC-Dokumentation sagte er einmal: "Jedes Mal, wenn sie ausging, war da eine Meute von Menschen, die auf sie gewartet hat. Wie ein Rudel Hunde folgten sie ihr, jagten sie, belästigten sie, beleidigten sie, spuckten auf sie, versuchten eine Reaktion, das eine Foto zu bekommen, wie sie um sich schlägt." Auch für das schlechte Verhältnis zur Royal Family um König Charles III. und Thronfolger William gibt Harry der Presse die Schuld.

Derzeit laufen in London mehrere Klagen von ihm gegen Verlage, denen er vorwirft, unrechtmäßig Informationen über ihn erlangt zu haben. Zudem klagt der Prinz gegen die Entscheidung der britischen Regierung, ihm keinen Polizeischutz zu gewähren, wenn er selbst dafür aufkommt.

Harry und Meghan waren mit ihrem gemeinsamen Sohn Archie im Jahr 2020 in die USA gezogen. Das Leben im Vereinigten Königreich habe sich auch aufgrund von aufdringlichen Journalisten als unerträglich erwiesen, hieß es damals. Zur Krönung von Charles III. reiste Harry zuletzt alleine an, während Meghan in den USA blieb, um dort den vierten Geburtstag von Archie zu feiern.

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