Handel mit Tieren:Razzia wegen illegalen Welpenhandels in Nordrhein-Westfalen

Lesezeit: 1 min

Kranke Welpen aus Osteuropa sollen als teure deutsche Rassehunde weiterverkauft worden sein. Eine Tierärztin aus Hessen soll die Impfpässe gefälscht haben.

Von Renate Meinhof

Das Anwesen in Kreuztal im Siegener Land liegt abseits am Wald, umgeben von Zäunen, kaum einsehbar. Wenn sich Kaufinteressenten anmeldeten, um Welpen anzusehen, so wurde ihnen nie die genaue Adresse genannt. Immer hieß es: Warten Sie auf dem Parkplatz, dann anrufen, wir holen Sie ab.

Am Mittwoch wird deutlich, warum das nun verhaftete Hundezüchterpaar so sehr auf seine Absicherung bedacht war. Die Hagener Polizei mit ihrer Sonderkommission "Chip" hat am Mittwoch auf dem Gelände der Familie J. eine Razzia mit 60 Beamten durchgeführt und drei Personen festgenommen. Eine Frau ist auf der Flucht. Eine Tierärztin aus Hessen wurde ebenfalls verhaftet. Der Vorwurf: gewerbs- und bandenmäßiger Betrug. Die Veterinärin soll Impfpässe gefälscht haben.

Illegaler Handel mit Wildtieren
:Das Rhino-Netzwerk

Gekochte Tigerknochen als Potenzmittel, Nashorn-Pulver als Wundermittel gegen Kater und Krebs. Wissenschaftler haben jetzt das komplexe Netzwerk analysiert, über das der illegale Handel mit bedrohten Tierarten läuft.

Von Tina Baier

Es geht um den Welpenhandel aus Osteuropa. Das Kreuztaler Züchterpaar soll jahrelang illegal über die Grenze gebrachte Welpen, vor allem aus Polen, billig eingekauft und teuer als Hunde aus ihrer Hausaufzucht weiterverkauft haben. Es geht um Welpen, die aus sogenannten Vermehrerstationen stammen. Häufig sind sie krank. Viele sterben nach kurzer Zeit, was auch damit zu tun hat, dass die Tiere zu früh von der Mutter getrennt werden. Legal dürfen Welpen nur eingeführt werden, wenn ihre Tollwutimpfung abgeschlossen ist, in der Regel sind sie dann 15 Wochen alt.

Viele Welpen kommen mit nur wenigen Klicks zu ihren Besitzern

Tiere aus dem osteuropäischen Ausland werden häufig im Internet auf Verkaufsplattformen wie Ebay-Kleinanzeigen oder Deine-Tierwelt.de angeboten. Marktplätze also, die den Verkäufern Anonymität zusichern. Viele Welpen kommen so mit wenigen Klicks zu ihren Besitzern. Tierschutzorganisationen wie beispielsweise "Vier Pfoten International" warnen seit Langem vor dem Kauf sogenannter Welpen aus dem Kofferraum. Birgitt Thiesmann, bei "Vier Pfoten" zuständig für das Welpenthema, sagt: "Das Leid der Tiere in den Vermehrerstationen Osteuropas ist unbeschreiblich."

Unbeschreiblich wie die Zustände auf dem Kreuztaler Anwesen. Als "außerordentlich problematisch und hygienisch völlig unzulänglich" beschreibt sie Gerhard Pauli von der Hagener Staatsanwaltschaft, Abteilung Organisierte Kriminalität. Dutzende Hunde verschiedener Rassen seien gefunden worden. Veterinäre sind am Ort. Womöglich müsse das Gelände unter Quarantäne gestellt werden, "weil die Seuchenproblematik ungeklärt" sei. Auch tote Tiere sind gefunden worden. Nun sollen die Beschuldigten dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittlungsarbeit geht jetzt erst los.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: