Umweltkatastrophe:Waldbrände wüten weiter - Griechenland hofft auf Regen

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Ein Feuerwehrmann kämpft gegen das Buschfeuer in Fyli, einem Vorort von Athen, nahe dem Kloster Kleiston-Kloster Mariä Himmelfahrt. (Foto: Kostas Tzoumas / Eurokinis/Imago/Ane Edition)

Acht Tage nach Ausbruch der schweren Brände im Nordosten Griechenlands brennt es nahe der griechisch-türkischen Grenze immer noch an kilometerlangen Fronten.

Von Martin Tofern

Noch bevor die Brände in Nordostgriechenland gelöscht sind, haben Experten bereits mit ersten Schadenserhebungen begonnen. Die Bilanzen sind vernichtend. Sie beklagen nach einem Bericht der Zeitung Kathimerini, dass die Wälder, die im Nordosten Griechenlands in sechs Tagen niedergebrannt sind, erst in Jahrzehnten wieder nachgewachsen sein werden, wenn überhaupt. Im Gebiet des Flusses Evros an der Grenze zur Türkei sind rund 74 000 Hektar verbrannt, allein 13 000 davon im Nationalpark Dadia. Dort befindet sich auch ein Reservat für Geier. Ornithologen sagen, der alte Kiefernwald mit seinen hohen Bäumen biete perfekte Nistplätze für Raubvögel und Geier. Viele von ihnen seien nun dem Feuer zum Opfer gefallen.

In dem Nationalpark waren neben 360 bis 400 Pflanzenarten mindestens 60 Säugetierarten, 12 Amphibienarten, 29 Reptilienarten und 104 Schmetterlingsarten erfasst. "Niemand kann sicher sagen, wie es am nächsten Tag aussieht. Dafür ist es zu früh und die Zerstörung hat ein so enormes Ausmaß, das ist unvorstellbar", sagt Georgia Alexopoulou von der griechischen ornithologischen Gesellschaft Kathimerini. "Möglicherweise sind kleine Flächen gerettet worden, aber insgesamt ist das Ausmaß der Zerstörung riesig", erklärt Dora Skartsis von der thrakischen Gesellschaft zur Bewahrung der Biodiversität. "Der Wald kann sich regenerieren, aber er braucht Zeit und bestimmte Bedingungen." Skartsis sagt der Region schwere Zeiten voraus: "Es wird viel Geld, Leute und Zeiten brauchen. Die verbrannten Flächen werden zum Teil erodieren."

Feuerwehr kämpft gegen 517 Waldbrände

Laut dem von der Europäischen Union (EU) unterstützten Kopernikus-Klimawandel-Dienst handelt es sich bei den Feuern um den größten Waldbrand auf europäischem Boden seit Jahren. "Griechenland erlebt das klimatisch schwierigste Jahr in der Geschichte der Aufzeichnung und Sammlung von meteorologischen Daten", sagte der Sprecher der griechischen Regierung, Pavlos Marinakis, in Athen. Feuerwehrleute kämpften gegen insgesamt 517 Waldbrände, die seit vergangenem Freitag in ganz Griechenland ausgebrochen sind, sagt er. Die Brände würden durch hohe Temperaturen und in einigen Fällen stürmische Winde angefacht.

Drohnenaufnahmen zeigen die abgebrannten Gebiete durch das Feuer der vergangenen Tage bei Alexandroupoli im Nordosten Griechenlands. (Foto: Vasilis Ververidis/MotionTeam/Imago/Ane Edition)

Für ein bisschen Hoffnung sorgte die Wettervorhersage. Demnach könnte es am Wochenende in Teilen Mittelgriechenlands, in der nördlichen Hafenstadt Thessaloniki und sogar in Athen regnen. Allerdings sorgten Gewitter mit Blitzen am Morgen bereits für neue Brandherde, diesmal in der Küstenstadt Vari nahe Athen.

Flugverkehr noch nicht beeinträchtigt

Waldbrände im Sommer sind in Griechenland zwar keine Seltenheit, nach Angaben der Regierung aber in diesem Jahr besonders verbreitet. Rettungskräfte haben mittlerweile die Leichen von insgesamt 19 Migranten gefunden, die sich in einem Wald nahe der Grenze zur Türkei versteckt hatten und offenbar vom Feuer überrascht wurden. Hunderte von Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen.

Größere Auswirkungen auf den Flugverkehr von und nach Griechenland sind bislang nicht bekannt. Das Auswärtige Amt appelliert an Reisende, sich vor dem Antritt der Reise über die Gefährdungslage in der angepeilten Region zu informieren. Außerdem sollten Verbote, Hinweisschilder und Warnungen sowie die Anweisungen lokaler Behörden und Sicherheitskräfte stets beachtet werden.

Der griechische Katastrophenschutz ist unter +30 210 368 1259 oder +30 210 368 1350 zu erreichen. In akuten Notsituationen (dringender Evakuierungsbedarf/lebensbedrohliche Situationen) sollten Reisende die Nummer +30 213 133 1200 anrufen.

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