Flutung der U-Bahn-Baustelle:Kölnisch Wasser

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Um die U-Bahn-Baustelle am Kölner Heumarkt zu stabilisieren, wird sie am Samstag mit 14,5 Millionen Litern Wasser geflutet. Beeinträchtigungen soll es dadurch nicht geben.

Die Flutung der einsturzgefährdeten U-Bahn-Baustelle in der Kölner Innenstadt soll an diesem Samstag um zwölf Uhr beginnen. Das teilten die Stadt und die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) nach einer Sitzung des Koordinierungsstabes mit.

In der Skandalbaustelle der Baufirma Bilfinger Berger am Kölner Heumarkt fehlen mehr als 80 Prozent der stabilisierenden Eisenbügel. Mitarbeiter der Firma sollen diese gestohlen und für ein paar hundert Euro an Schrotthändler verkauft haben.

Die Flutung sei notwendig, um bei steigendem Grundwasserspiegel durch Rhein-Hochwasser die Wände der Grube zu stabilisieren, betonte die Stadt. Sicherheitshalber sollen deshalb bis Sonntagmorgen 14,5 Millionen Liter Wasser eingepumpt werden. Abhängig von der Entwicklung des Grundwasserstandes werde die Menge später noch aufgefüllt. "Ein Überlaufen der Baustelle, das Eindringen von Wasser in benachbarte Gebäude oder gar eine erhöhte Einsturzgefahr sind nicht zu erwarten", teilte die Stadt mit.

Die Anwohner sollen über Flugblätter informiert werden. Durch die Flutung der Baustelle - angeblich eine nicht ungewöhnliche Routinemaßnahme - soll die Grube hochwasserfest gemacht werden. Weder der Bahnverkehr noch der Wochenendeinkauf werde durch die Sicherheitsmaßnahmen beeinträchtigt, betonten die Stadt Köln und die Kölner Verkehrsbetriebe.

Zwischendecke für Stabilität

Die Vorflutung ermögliche es auch, die ursprünglich erst für Mitte März geplante Betonierung der Zwischendecke bereits am Dienstag zu beginnen. Durch die Zwischendecke solle die Stabilität des gesamten Bauwerks soweit erhöht werden, dass es auch für extreme Hochwasserlagen abgesichert sei. Am Image von Bilfinger Berger, dem zweitgrößten deutschen Baukonzern nach Hochtief, kratzt derzeit eine ganze Serie von Qualitätsmängeln auf Baustellen. Bilfinger Berger ist federführend in dem Konsortium zum Bau der Kölner U-Bahn, an dem auch die niederländische Royal BAM Groep und die Tochter Züblin der österreichischen Strabag beteiligt sind.

Nur knapp ein Jahr nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs, das an einer der vom Pfusch betroffenen U-Bahn-Baustellen lag, ist die Unsicherheit in der Stadt am Rhein mittlerweile groß. Bei dem Unglück starben zwei Menschen; zahllose wertvolle Unterlagen, Briefe und Fotos wurden verschüttet. Die genaue Ursache für den Einsturz ist trotz monatelanger Ermittlungen noch immer unklar.

Fehlende Eisenbügel sollen laut Staatsanwaltschaft jedoch nicht der Grund dafür gewesen sein. Die Stadt beziffert den Gesamtschaden des Einsturzes auf mindestens eine halbe Milliarde Euro. Die Restaurierungsarbeiten dürften nach Expertenmeinung noch bis zu 50 Jahre dauern.

© SZ vom 27.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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