Fluggesellschaft Air France:Hohe Absturzquote

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Nach dem Absturz des Airbus A330 gerät Air France immer mehr in die Kritik: Die Airbusse der Fluggesellschaft verunglücken einer Statistik zufolge besonders oft.

Nach dem Absturz eines Airbus A330 mit 228 Insassen in den Atlantik gerät die Fluggesellschaft Air France immer mehr in die Kritik. Das Unglück, das sich auf dem Nachtflug von Rio de Janeiro nach Paris am 1. Juni ereignete, ist der dritte Verlust für Air France in zehn Jahren.

Trümmerteile der verunglückten Air-France-Maschine werden im ostbrasilianischen Recife abtransportiert (Foto: Foto: AP)

Die Chancen, die Unglücksursache mit Hilfe der Flugschreiber zu klären, stehen schlecht. Die Suche nach den Geräten wurde am Freitag eingestellt. Am Mittwoch sollen Tauchgeräte eines Forschungsschiffes damit beginnen, den Meeresgrund abzusuchen.

Die Pilotengewerkschaft Alter ruft Air France auf, statt der Kosten die Sicherheit in den Mittelpunkt zu rücken. "Air France wird den nächsten Unfall nicht überleben", sagte Air-France-Flugkapitän Eric Tahon dem Sender France Info, "seit zehn Jahren hat man 341 Menschen getötet."

Air France müsse zu einer "echten Ausbildung der Piloten" zurückkehren. Alter ist eine für harte Kritik bekannte Minderheitsgewerkschaft. Nach einem Unfall ohne Todesfolgen 2005 in Toronto hatte ein interner Bericht der Air France Ausbildungs- und Organisationsmängel bescheinigt.

Der Autor Jean-Michel Colin stellte fest, die Piloten hätten "zu großes Vertrauen in die Sicherheit der Maschinen" und unterschätzten die menschlichen Faktoren bei Unfällen. Von zehn Unfällen sollen acht auf das Konto menschlicher Faktoren gehen. Diese seien etwa mangelnde Aufmerksamkeit, schlechte Entscheidungsprozesse und falsche Zusammenarbeit zwischen Pilot und Copilot. Besonders die Airbus-Modelle A330/340 sollen betroffen sein.

Der Spiegel berichtet, Air France komme auf 1,26 Airbus-Abstürze pro eine Million Flüge. Das sei viermal so viel wie der Durchschnitt von 0,3 Verlusten. Seit 1988 verunglückten 19 Airbusse, drei davon gehörten zu Air France, eine zur späteren Tochtergesellschaft Air Inter. Die Statistik wurde von der Luftfahrt- Website airsafe.com veröffentlicht. Andere Sites wie planecrashinfo.com stellen ähnliche Daten zusammen. Airsafe weist darauf hin, dass die Statistik keine Aussage über die künftige Sicherheit einer Fluggesellschaft zulässt.

© SZ vom 13.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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