Die Havarie der "Ever Given":Ick hol di da rut!

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Frachtschiff legt Spüle lahm - kann ja mal passieren. Die Folgen für die Weltwirtschaft sind nicht zu unterschätzen. (Foto: @quephird/Screenshot: SZ)

An diesem Mittwoch darf der im März im Suezkanal in Seenot geratene Frachter "Ever Given" endlich wieder weiterfahren. Seine Havarie hat Geschichte geschrieben - auch im Netz. Eine Auswahl der besten Memes.

Von Julius Bretzel und Martin Zips

Eigentlich ist es natürlich alles andere als zum Lachen. Ende März gerät das 400 Meter lange Containerschiff eines japanischen Schiffseigners in Schieflage und blockiert eine Woche lang den Suezkanal. Auch als der Frachter Ever Given endlich wieder fahrtauglich ist, folgt noch ein tagelanger Schiffsstau auf der wichtigen Seeroute zwischen Asien und Europa. Monatelang wird das Schiff von der ägyptischen Kanalbehörde festgesetzt, samt seinen gut zwei Dutzend indischen Besatzungsmitgliedern. Gewerkschaften sprechen von einer "Geiselnahme". Aber die Lage bleibt lange unübersichtlich: Die Ever Given fährt unter panamaischer Flagge und wurde von einer Firma in Taiwan gechartert, man verhandelt und verhandelt. An diesem Mittwoch endlich darf sie wieder weiterfahren. Über die Zahlungen, die dafür offenbar im Hintergrund geflossen sind, wurde Stillschweigen vereinbart. Aber nicht nur die internationale Seefahrt, auch das Netz beschäftigte sich zuletzt intensiv mit der Frage, was uns der Vorfall im Suezkanal sagen könnte. Einige Memes bleiben unvergesslich.

1. Der Fall "Margrit"

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(Foto: @SteffenA380/Screenshot: SZ)

Was ein Riesenfrachter im Suezkanal ist, das ist ein Hausboot bei Hundsmühlen. Hundsmühlen, das weiß man ja, liegt in einer Geestlandschaft nahe Oldenburg, im Kreuzungsbereich von Hunte und Lethe. Die Ortschaft grenzt an den Küstenkanal, der die Hunte mit der zum Dortmund-Ems-Kanal ausgebauten Ems bei Dörpen verbindet. Natürlich kann man, wie in dem als Kommentar zum Desaster der Ever Given zu verstehenden Tweet, beim Hausboot Margrit nicht unbedingt von einem "Ozeanriesen" sprechen. Auch der "Gesamtschaden", der hier mit "6,50 Euro" angegeben wird, ist als vergleichsweise gering zu betrachten. Wichtig dürfte aber die zwischenmenschliche Anteilnahme sein, die von diesem Meme ausgeht: "Ick hol di da rut" ist ein Satz, welcher auch Landeiern Hoffnung macht. Bereits vor und nach dieser Havarie geriet die Margrit auch in anderen Gewässern im gesamten Nordseeküstenbereich in die exakt gleiche Situation, was auch mit identischen Bildern nachgewiesen werden kann.

2. Der Fall "Sprechblase"

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(Foto: @lni67/Screenshot: SZ)

Am herausstechendsten an diesem Schenkelklopfer-Meme ist natürlich die Typografie der Sprechblasen. Sieht man von fehlenden Satzzeichen ab, so ist sowohl "Ich wette du kannst auf'm Suezkanal nicht wenden" wie auch "Halt mal mein Bier!" grafisch einerseits klar von den Dialogen der Piraten in den Asterix-Comics von Uderzo und Goscinny geprägt. Andererseits erinnern die Sprechblasen doch sehr stark an die gesetzlich vorgeschriebenen Warnhinweise auf Tabak-Verpackungen. Ja, das Leben ist und bleibt lebensgefährlich. Besonders auf einem 400-Meter-Frachter bei Sturm. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, ob es wirklich alles, was auf so einem Schiff transportiert wird - Tabak zum Beispiel, oder Plastikspielzeug - in Europa auch tatsächlich braucht.

3. Der Fall "Spülbecken"

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(Foto: @quephird/Screenshot: SZ)

Man kennt ja diese Menschen, die absolut nichts ernst nehmen und sich über alles permanent lustig machen. Manche halten diese vielleicht für Lebensphilosophen, in Wirklichkeit aber sind sie üble Zerstörer. Ist es nicht wirklich total zynisch und menschenverachtend, wenn - wie in diesem schlimmen Tweet hier - von einem, offenbar aus Legosteinen "nachgebauten" Frachtschiff behauptet wird, es lege daheim die Spüle lahm? Während gleichzeitig am Suezkanal wirklich nichts mehr geht, wird hier also ein primitiver Vergleich mit dem heimischen Abwasch hergestellt. Entschuldigung, aber das ist wirklich perfide. Lustig ist es trotzdem.

4. Der Fall "Reichstagsufer"

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(Foto: @tagesschau/Screenshot: SZ)

Die missliche Lage des Containerschiffes führte sogar die sonst so seriöse "Tagesschau" in Versuchung: Auf den Online-Kanälen vermeldete deren Social-Media-Team am 1. April, die Ever Given habe sich erneut festgefahren - diesmal jedoch in Berlin, gleich neben dem Reichstagsgebäude. Das Luftbild zeigt den Riesenfrachter, verkantet in der Spree, die durch das Regierungsviertel der Hauptstadt mäandert. Über den Humor der "Tagesschau" lässt sich wohl streiten. Was der Aprilscherz aber deutlich macht: Die Containerschiffe, die für den weltweiten Warentransport auf den Weltmeeren schippern, sind unfassbar groß. Damit der Gigant auf der Foto-Montage überhaupt in die Spree passt, musste die Tagesschau die Ever Given von 400 Meter auf 150 Meter Länge schrumpfen.

5. Der Fall "Ausparkhilfe"

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(Foto: @miblogestublog/Screenshot: SZ)

Wer einmal selbst Probleme beim Ausparken eines Autos hatte, wird die Besatzung der Ever Given nicht um ihre Seenot beneiden. Auch wenn es dieses Meme mit der James-Bond-Parodie "Austin Powers" nahelegt: Ein bisschen vor, ein bisschen zurück - das funktioniert vielleicht mit einem Kleinwagen, doch in diesem Fall eher weniger. Mit rund 220 000 Tonnen wiegt die vollbeladene Ever Given etwa so viel wie 1000 Einfamilienhäuser. Selbst mit der besten Ausparkhilfe muss man da klein beigeben: Was feststeckt, steckt erst mal fest, dann muss der Bagger ran. Diese Option bleibt beim eingeparkten Auto hoffentlich erspart.

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Schifffahrt
:Eingeklemmt im Suezkanal

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Von Moritz Baumstieger

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