Haiti:Schweres Erdbeben erschüttert Haiti

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Trümmer eines Gebäudes Les Cayes. (Foto: Delot Jean/AP)

Mehr als 300 Menschen kamen ums Leben. Menschen wurden unter Trümmern begraben, Krankenhäuser sind überlastet. Interims-Premierminister Ariel Henry ruft den Notstand aus.

Ein schweres Erdbeben hat an diesem Samstag den Süden des Karibikstaats Haitis erschüttert. Die US-Behörde USGS gab die Stärke mit 7,2 an. Bei dem Beben kamen mindestens 227 Menschen ums Leben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf den Zivilschutz Haitis berichtete. Außerdem seien Hunderte Menschen verletzt oder würden vermisst.

Auf Fotos und in Videos, die in den Sozialen Netzwerken gepostet wurden, sind eingestürzte Häuser und Schäden an Straßen und anderer Infrastruktur erkennbar. Menschen seien unter den Trümmern begraben, berichtete ein Augenzeuge aus Les Cayes, einer der größten Städte des Landes. Bewohner des Departments Nippes, in dem das Epizentrum des Bebens lag, sendeten laut Gazette Haiti einen SOS-Ruf an die Behörden, weil die Krankenhäuser überlastet seien.

Such- und Rettungsarbeiten des Internationalen Rote Kreuzes konzentrierten sich auf die Gegend um die besonders betroffenen Städte Jérémie und Les Cayes, weil dort noch Menschen eingeschlossen sein könnten. Die Organisation sandte ebenfalls Notfallspezialisten. Hilfsgüter für mindestens 4500 Menschen stünden bereit. Darüber hinaus würden in Panama und der Karibik Notfallgüter bereitgehalten und zur Verfügung gestellt.

Interims-Premierminister Ariel Henry besuchte nach eigenen Angaben das Department Grand' Anse und überflog die Stadt Les Cayes, um sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen. Er rief einen einmonatigen Notstand aus.

Die Behörden gaben zunächst eine Tsunami-Warnung heraus, sie wurde jedoch wenig später wieder aufgehoben.

Das Beben hat sich offiziellen Angaben nach um 8.29 Uhr Ortszeit bei Saint-Louis-du-Sud ereignet, rund 100 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, und in einer Tiefe von etwa zehn Kilometern. Es war in ganz Haiti bis nach Jamaika und die Dominikanische Republik zu spüren.

US-Behörde hält hohe Opferzahl für möglich

Die US-Behörde USGS hält nach dem schweren Erdbeben an der Küste Haitis eine hohe Opferzahl für möglich. Sie rief am Samstag Alarmstufe Rot mit Blick auf mögliche Todesopfer aus. Die Behörde verwies außerdem auf das verheerende Erdbeben, das sich im Jahr 2010 auf Haiti ereignet hatte und das eine ähnliche Stärke hatte.

Im Zentrum des Erdbebens vor 11 Jahren lag die dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Durch das Beben starben rund 222 000 Menschen, mehr als 300 000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Die Schäden durch das Beben wurden auf 8 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt.

Die USA haben dem Karibikstaat schnelle Hilfe in Aussicht gestellt. "Unsere Experten sind bereits vor Ort, um Schäden und Bedürfnisse zu bewerten", schrieb die Leiterin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe USAID, Samantha Powers, am Samstag auf Twitter. Man wolle nun schnell reagieren. Auch US-Präsident Joe Biden meldete sich zu Wort: "Die Vereinigten Staaten bleiben dem haitianischen Volk ein enger und beständiger Freund, und wir werden auch nach dieser Tragödie da sein", hieß es in einer Mitteilung des US-Präsidenten am Samstagnachmittag (Ortszeit). "Wir sprechen all jenen unser tiefstes Beileid aus, die einen geliebten Menschen verloren haben oder deren Häuser und Geschäfte zerstört wurden", so Biden.

Das karibische Haiti mit seinen rund elf Millionen Einwohnern und seinen zuletzt vermehrt auftretenden Naturkatastrophen ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Das Land befindet sich derzeit zudem in einer schweren politischen Krise, nachdem am 7. Juli der Präsident Jovenel Moïse ermordet wurde.

Zudem zieht womöglich schon bald die nächste Bedrohung durch ein Naturereignis auf: Der Tropensturm Grace könnte Anfang kommender Woche auf die Region treffen, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA mitteilte. Erwartet werden heftige Winde und starker Regen.

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