SZ-Kolumne "Bester Dinge":Der verlorene Heiratsantrag

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(Foto: imago images/YAY Images)

Ein Mann verliert die Ringe, mit denen er seine zukünftige Braut an Heiligabend überraschen will. Dann kommt es zur Heldentat einer älteren Dame.

Von Violetta Simon

Die Leute lassen sich ja einiges einfallen, wenn es darum geht, den Herzensmensch zum Heiraten zu bewegen - sei es auf einer überdimensionalen Leinwand im Stadion, per Flashmob im Möbelhaus oder während einer Yoga-Hebefigur auf Oahu. Weniger originell, dafür umso beliebter, ist der Kniefall unterm Weihnachtsbaum: ein Klassiker, für den sich auch ein Mann in Lübeck erwärmt hatte. Dass der Heiratsantrag dennoch dramatisch verlief, lag daran, dass ihm das Allerwichtigste verlustig gegangen war: die Schachtel mit den zwei Ringen. Sie war ihm auf der Straße aus dem Kinderwagen gefallen.

Unschwer vorzustellen, wie ihm das Herz in die Hosen rutscht bei dem Gedanken, der Zukünftigen plausibel zu machen, dass er an Weihnachten geschenklos dasteht - ohne den wahren Grund zu verraten. Dass es am Ende trotz allem ein Happy End gab, ist einer älteren Dame zu verdanken, die am Morgen des 24. Dezember das Päckchen auf der Straße gefunden und es aus Neugierde geöffnet hatte. Sie meldete ihren Fund bei der Polizei, wo der Mann den Verlust bereits angezeigt hatte. So konnte der Kniefall im Kerzenlicht doch noch erfolgen.

Für den glücklichen Pechvogel kann man nur hoffen, dass seine Angebetete ihn trotz dieser Aktion noch für eine gute Partie hält. Ganz sicher sein kann sie sich da nicht: Wer weiß, womöglich verliert er eines Tages die Kinder am Spielplatz, den Hund vorm Supermarkt?

Dem zerstreuten Bräutigam wünschen wir dennoch alles Gute. Denn selbst wenn sein Gegenüber "Ja, ich will" gehaucht haben mag, dürfte dieser Abend ihn noch lange verfolgen - jedes Mal, wenn es (an Weihnachten, am Hochzeitstag, bei jeder Familienfeier) heißt: "Ach bitte, erzähl noch mal, wie der Papa seinen Heiratsantrag verloren hat!"

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