Drei Tote auf Campingplatz:"Wie im Horrorfilm"

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Verbrechen in der Idylle: Drei Tote werden auf einem Campingplatz im Münsterland entdeckt - offenbar Opfer einer Beziehungstat. Ein 33-Jähriger wurde festgenommen. Bei ihm fand die Polizei ein Samurai-Schwert.

Eine geradezu unheimliche Ruhe liegt am Sonntag über dem Campingplatz "Lönsquelle" im münsterlandischen Coesfeld. Trotz des schönen Wetters sitzt kaum ein Camper draußen, um die Sonne zu genießen. Stattdessen: Rot-weißes Flatterband, dahinter Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung in ihren weißen Schutzanzügen.

Ein Beamter von der Spurensicherung untersuchen den Tatort in Coesfeld-Lette. (Foto: Foto: dpa)

Drei Menschen sind hier tot aufgefunden worden: Eine 29-jährige Frau und ihre Eltern. Offenbar wurden sie Opfer einer Familientragödie. In der Nähe des Tatorts nahm die Polizei den 33-jährigen Ex-Freund der jungen Frau fest. Er hatte mehrere Waffen dabei - darunter auch ein blutverschmiertes Samurai-Schwert, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Das zehn Monate alte Kind des Paares blieb unverletzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wiesen die Opfer Schnitt- und Stichverletzungen auf. Das Motiv war noch unklar, nach Polizeiangaben gab es einen Streit über die Vaterschaft und Unterhaltszahlungen.

"Alle war voller Blut"

Eine Bewohnerin des Campingplatzes hatte die Polizei in der Nacht verständigt, weil sie Hilferufe gehört hatte. "Wir werden hier alle abgestochen. Der ist noch hier", habe nach Angaben der Nachbarn die ältere der beiden Frauen gerufen. Als ein Nachbar seine Tür öffnete, habe dort ein maskierter Mann gestanden. Mit einer Holzlatte habe er diesen in die Flucht geschlagen, hieß es.

Die ältere Frau habe offenbar noch versucht, sich zu den Nachbarn zu flüchten, sagte der Staatsanwalt: Die Leiche der 53-Jährigen sei vor deren Tür gefunden worden.

Im Haus habe bei Eintreffen der Polizei das Kind unversehrt im Bett der Großeltern gelegen. Es wurde vorübergehend ins Krankenhaus gebracht und später Familienangehörigen übergeben.

"Ich bin wach geworden, weil ich Geschrei gehört habe", erzählt Camper Stefan Fieber sichtlich erschüttert. Sofort lief er nach draußen und sah schräg gegenüber vor dem weißen Holzhäuschen für Dauercamper eine blutüberströmte Frau liegen. "Es war wie im Horrorfilm", schildert der 35-Jährige. "Alles war voller Blut."

So wie er wurden auch eine Reihe anderer Bewohner der Anlage in Coesfeld Lette durch Lärm aus dem Schlaf gerissen. "Ich sah Blaulicht, Feuerwehr, Rettungswagen - erst dachte ich, es brennt", sagt Reinhold Bischoff. Normalerweise ist auf dem Campingplatz nachts fast kein Laut zu hören, ab etwa 23 Uhr hält sich kaum noch jemand draußen auf.

Verbrechen in der Idylle

Der Campingplatz "Lönsquelle" liegt zwischen Feldern. Auf dem Gelände stehen etwa 250 Holzhäuschen und Wohnwagen, die vor allem Dauercampern gehören. Viele Bewohner - vor allem Rentner - verbringen dort schon seit Jahren den Sommer, sie schätzen die Ruhe, die dort normalerweise herrscht.

Daniela Liebig kannte die Bewohner des Hauses, in dem die schreckliche Tat passiert ist. "Ich habe öfter mit der älteren Frau gesprochen. Sie hat immer erzählt, dass sie so stolz auf ihr Enkelkind ist und sich freut, wie es wächst", sagt sie. "Es ist so schrecklich."

Die drei Opfer sollen am Montag obduziert werden. Das 53 und 55 Jahre alte Ehepaar wohnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Gelsenkirchen, auch die Tochter kam von dort. Nachbarn auf dem Campingplatz berichteten, der Mann habe als Lastwagen-Fahrer gearbeitet.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP/aho/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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