Stilkritik: Abstandsregeln:Kurz, Kogler und der Babyelefant

Kinder machen Politiker so menschlich: Österreichs Vizekanzler Werner Kogler (links) und Kanzler Sebastian Kurz mit einem Babyelefanten. (Foto: imago/Eibner)

Österreichs Kanzler und sein Vize wollen für die Einhaltung der Corona-Abstandsregeln werben - und instrumentalisieren dafür ein kostümiertes Kind.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

In Österreich lautet das Wort des Jahres "Babyelefant"; mit der ungefähren Länge eines Jungtiers wird der Abstand beschrieben, den Menschen in der Corona-Pandemie voneinander halten sollen. Wahlweise, wird kolportiert, sei auch eine Riesenschildkröte oder ein Besen als Abstandsmesser diskutiert worden. Da ist man natürlich als Bürger ganz froh, dass es ein Elefantchen geworden ist, denn das Video, das kurz vor dem dritten Lockdown von der Regierung in Kooperation mit dem Österreichischen Roten Kreuz in Auftrag gegeben wurde, wäre mit einer Schildkröte oder einem Besenstiel weit weniger rührend geworden.

Die Botschaft unter dem Motto "Schau auf Dich, schau auf mich" lautet: Der Babyelefanten-Abstand ist leider immer noch nicht zur Gewohnheit geworden. So weit, so richtig. Nun sieht man also einen kleinen Jungen in einem Elefantenkostüm, der verzweifelt versucht, eng beieinanderstehende Menschen auseinanderzuschieben. Süß, oder?

Der kleine Junge wurde, samt seiner Mutter, dann auch ins Kanzleramt für ein PR-Foto gebeten. Man sieht Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler, wie sie versuchen, sich kindgerecht zu benehmen, erst ratlos herumstehen, sich dann etwas linkisch niederknien, anstelle des mittlerweile nicht mehr hippen "High Five" den weit cooleren "Fist Bump" machen - und man sieht einen leicht überforderten Buben, der sich in seiner Rolle als dressierter Elefant offensichtlich geniert und vor zahlreichen Fotografen und Kameras regelrecht ausgestellt wird. Süß? Nein, peinlich.

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