Eine Eigenschaft sozialer Medien, der zu wenig Lob zuteilwird, ist ihre Fähigkeit, Niederlagen in etwas Positives, ja: Triumphales zu verwandeln. Ein schönes Beispiel dafür ist die verunglückte Signierstunde der amerikanischen Fantasy-Autorin Chelsea Banning am vergangenen Wochenende. Aufgeregt hatte sie den Termin in einem Buchladen in Ohio auf Twitter angekündigt - um dann kurz darauf auf dem gleichen Kanal mitzuteilen, dass weniger als eine Handvoll Besucher sich ihren im August erschienenen Debütroman "Of Crowns and Legends" über König Artus' Zwillingskinder hatten signieren lassen. "Zu meiner gestrigen Autogrammstunde kamen nur zwei Leute, was mich ziemlich deprimiert hat", twitterte Banning. "Vor allem, weil 37 Leute gesagt hatten, dass sie zu der Veranstaltung kommen würden. Ehrlich gesagt war ich etwas verärgert und peinlich berührt."
So weit, so frustrierend. Doch dann entfaltete Twitter seinen ganz besonderen Zauber: Berühmte Autorinnen und Autoren begannen, mit ihren eigenen Anekdoten über misslungene Signierstunden auf Chelsea Bannings Tweet zu antworten. So schrieb der Krimiautor Linwood Barclay: "Ich saß einmal für eine Signierstunde vor einer Buchhandlung im Einkaufszentrum. Niemand blieb stehen, bis am Ende ein alter Mann stehenblieb und fragte: 'Verkaufen die hier Flaggen?'" Stephen King berichtete von einem book signing für "Brennen muss Salem", bei dem der einzige Kunde ihn gefragt habe: "Sag mal, Kumpel, gibt es hier irgendwo Nazi-Bücher?" Margaret Atwood berichtete von einem Signier-Event, "zu der niemand kam, außer einem Typen, der Klebeband kaufen wollte und dachte, ich sei die Verkäuferin". Und Fantasy-Autor Neil Gaiman beglückwünschte Banning dazu, dass bei ihr immerhin zwei Personen mehr gewesen seien als bei einer Veranstaltung in New York, bei der er gemeinsam mit seinem Kollegen Terry Pratchett gewesen sei - "und sonst niemand".
In einem Interview mit dem Guardian sagte Banning, die solidarischen Reaktionen der berühmten Kollegen habe sie zu Tränen gerührt" und ihre Einstellung zu der Veranstaltung rückblickend verändert: "Ich bin überglücklich", so Banning. "Und freudig erregt und definitiv auch beruhigt." Seit dem Tweet sind rund 500 Bestellungen digitaler Kopien ihres Buches bei ihr eingegangen. Bannings nächste Signierstunde wird vermutlich deutlich besser besucht sein.