Reaktionen: Beileid und Schuldzuweisungen:"Eine gewaltige Tragödie"

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Genua: Ein Teil der Autobahnbrücke Ponte Morandi ist eingestürzt. Ein Laster steht kurz vor der Lücke in der Brücke. (Foto: dpa)

Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke bei Genua bekunden europäische Politiker ihr Beileid. Und in Italien gehen die Schuldzuweisungen los - via Twitter.

Nachdem in Genua ein Teil einer Autobahnbrücke eingestürzt ist und mindestens 30 Menschen in den Tod gerissen hat, lassen erste Twitter-Einträge erkennen, wie die italienische Regierung und Opposition das Unglück schon zu diesem sehr frühen Zeitpunkt zum politischen Schlagabtausch missbrauchen. Als erster äußerte sich Verkehrsminister Danilo Toninelli von der Fünf-Sterne-Bewegung. Er twitterte zunächst mitfühlend: "Ich beobachte mit größter Besorgnis, was in Genua passiert ist und was wie eine gewaltige Tragödie aussieht."

Weitere Kommentare anderer Politiker aber deuten daraufhin, dass die Koalitionsparteien Lega und Fünf-Sterne-Bewegung angeblich verschuldete Versäumnisse und Verfehlungen ihrer Vorgängerregierungen anprangern. Der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi, kritisierte: "Es ist inakzeptabel, dass eine so wichtige Brücke nicht in einer Art und Weise gebaut war, dass ein Einsturz ausgeschlossen ist." Der Lega-Abgeordnete Claudio Borghesi schreibt: "Jahrelang hat man Unterhaltsarbeiten vernachlässigt, weil angeblich das Geld fehlte. Zuerst kommt die Sicherheit der Italiener."

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Mindestens 37 Menschen sterben beim Einsturz der Morandi-Brücke in Genua. Mit Hunden und speziellen Lasern suchen Retter nach Überlebenden - und ein Land sucht nach Schuldigen.

Der Sprecher der Fünf-Sterne-Bewegung im Abgeordnetenhaus, Massimo Baroni, twitterte: "Eine unglaubliche Nachricht. Das kann eine Nation wie Italien nicht einfach so hinnehmen. Nein zu den grossen nutzlosen Bauprojekten, wenn man zuerst die bereits existierenden Bauten sichern muss." Dies ist eine Anspielung auf die geplante Hochgeschwindigkeitszug-Verbindung zwischen Lyon und Turin, deren Fertigstellung die Fünf-Sterne-Bewegung besonders heftig kritisiert hatte, als sie noch Oppositionspartei war. Luciano Nobili, Abgeordneter der früheren linken Regierungspartei Partito Democratico, antwortete Baroni ebenfalls auf Twitter: "Die Regierenden missbrauchen dieses Unheil, um politische Propaganda zu betreiben. Schakale ohne jede Würde."

Aus dem Ausland kommen dagegen Beileidsbekundungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel meldete sich aus Deutschland zu Wort: "Nach dem schrecklichen Brückeneinsturz sende ich den Menschen in Genua und in Italien meine Anteilnahme", erklärte Merkel Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert zufolge. "Zusammen mit vielen Deutschen bin ich in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bot der italienischen Regierung Hilfe an. "Frankreich ist an der Seite Italiens" und "hält sich bereit, jede notwendige Hilfe zu leisten", schrieb Macron bei Twitter. Seine Gedanken seien bei den Opfern,

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich erschüttert geäußert. Er sei tief betrübt über die Katastrophe, sagte Juncker. "Im Namen der EU-Kommission spreche ich den Familien und Freunden derer, die gestorben sind, und dem italienischen Volk mein tiefstes Mitgefühl und aufrichtiges Beileid aus." Den Rettungskräften wünschte Juncker "Kraft und Mut". Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk drückte auf Twitter seine Anteilnahme aus. "Mein Herz und meine Gedanken sind in Genua bei allen Opfern, ihren Familien und Nahestehenden."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella kondoliert. "Mit großer Trauer habe ich von dem tragischen Einsturz eines Teiles der Autobahn bei Genua erfahren, der den Tod zahlreicher Menschen verursacht hat und bei dem viele weitere verletzt wurden", schrieb Steinmeier laut Bundespräsidialamt an Italiens Staatschef. "Kraft für die Bewältigung ihrer Aufgaben" wünschte er den Rettungskräften an der Unglücksstelle. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Unglücks und ihren Angehörigen."

Neben Politikern äußerte sich auch Hans-Peter Briegel, Anfang der 1980er als "Die Walz aus der Pfalz" berühmt geworden. Briegel, ehemaliger deutscher Fußball-Nationalspieler aus der Nähe von Kaiserslautern, war bekannt für seine extrem physische und furchtlose Spielweise. Angst aber kennt er offenbar doch. Aus Genua, wo er zwischen 1986 und 1988 für Sampdoria spielte. Die dort nun eingestürzte Brücke bezeichnete Briegel als beklemmendes Bauwerk.

"Das war wie eine Achterbahn. Ich war immer froh, wenn ich da drüber war", sagte der heute 62-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Vor allem die spiralförmige Ausfahrt hat mich sehr nervös gemacht - da fährt man wie ins Nichts, ins Leere." Zuletzt sei er vor zwei Jahren in Genua gewesen, sagte Briegel. Über den Einsturz der Brücke äußerte er sich entsetzt. "Ich habe ein paar Bekannte angerufen und gefragt, ob sie in Ordnung sind. Einer meiner Freunde ist heute Morgen noch über die Brücke gefahren", sagte der Fußball-Europameister von 1980. Der Einsturz sei für Genua besonders tragisch, weil in der Stadt aufgrund ihrer Lage sehr viele Brücken seien. "Die Menschen müssen jetzt mit diesem Unglück leben und werden wohl jedes Mal, wenn sie über eine der Brücken fahren, daran denken."

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