SZ-Kolumne "Bester Dinge":Das Glück liegt auf den Tischen der Flohmärkte

Lesezeit: 1 min

(Foto: Gildings Auctioneers)

Wie soll man nur die Inflation schlagen? Indem man beispielsweise wie eine Britin auf dem Flohmarkt einkaufen geht. Ihre Rendite für eine ach so belanglose Brosche: 47 500 Prozent.

Von Marcel Laskus

Der moderne Anleger kann es schnell sehr falsch machen. Kaum rafft er sich dazu auf, endlich einen Sechstausendstel-Bitcoin zu kaufen, stürzt der Kurs in den Keller, um sich natürlich erst dann wieder zu erholen, wenn der Anleger in der Zwischenzeit Krypto-Bros für doof befunden hat. Für den Einstieg beim boomenden Chiphersteller Nvidia wiederum ist er lächerlich spät dran. Der Handel mit Gold klingt nach Frühmittelalter. Und für ETFs ist er zu sehr Einzelgänger. Fürs Alter vorsorgen, das hört er aber überall, muss er trotzdem irgendwie, und deshalb sei jedem, der bei dem Thema zu Schüttelfrost neigt, in dieser Kolumne ein Ort potenziell atemberaubender Rendite nahegelegt: der Flohmarkt.

Die Britin Flora Steel schlenderte im Jahr 1988 in den englischen Midlands durch so eine Ansammlung vermeintlich wertloser Afrika-Bildbände und Abba-Platten. Dort entdeckte sie eine Silberbrosche, die sie für 20 Pfund erwarb. Steel heftete sich die Brosche für ein paar Jahre ans Revers. Das gefiel ihr. Bis es ihr irgendwann nicht mehr gefiel. Dann verschwand die Brosche im Schubfach, wo sie weitere zwei Jahrzehnte liegen sollte, bis die Welt von ihrer echten Identität erfuhr.

Erst 2023 stolperte Flora Steel beim Scrollen auf eine Folge der BBC-Doku "Antiques Roadshow", eine Sendung für Trödel-Begeisterte. Da schwärmte der Moderator von Broschen, die er so gerne mal in echt sehen würde, gefertigt vom berühmten englischen Architekten und Designer William Burges im 19. Jahrhundert. Flora Steel sah das - und verstand. "Um Himmels willen, das ist meine!", habe sie gedacht, sagte sie nun der New York Times.

Einigermaßen verzückt ließ sie jetzt, 36 Jahre später, die Brosche versteigern. Aus 20 Pfund Einsatz wurden so 9500 Pfund Ertrag, und lässt man der Einfachheit halber die Inflation mal außen vor, ergibt sich eine selbst Nvidia- und Bitcoin-Pioniere nicht kaltlassen könnende Rendite von 47 500 Prozent.

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