Ein hochrangiger deutscher Diplomat soll in Brasilien seinen belgischen Ehemann ermordet haben. Am Samstagabend nahm die Polizei Uwe H. wegen dringenden Mordverdachts fest. Der 60-Jährige arbeitet im Generalkonsulat in Rio de Janeiro als Verwaltungschef.
Am Freitagabend hatte H. den Notarzt rufen lassen. Sein Ehemann, Walter B., sei in der gemeinsamen Wohnung gestürzt. Nach einigen gescheiterten Erste-Hilfe-Maßnahmen stellten die Sanitäter noch an Ort und Stelle B.s Tod fest.
Der 52-jährige Belgier war seit mehr als 20 Jahren mit dem deutschen Diplomaten verheiratet. In den letzten Wochen habe sich sein Partner aber schlecht gefühlt, sagte Uwe H. später bei der Polizei aus. Ursache sei die turnusmäßige Versetzung des Ehepaars gewesen: Nach vier Jahren im Konsulat in Rio de Janeiro sollte der Diplomat einen neuen Posten in Haiti antreten. Sein Partner sei besorgt gewesen wegen des Umzugs, sagte Uwe H. der Polizei. Der Belgier habe begonnen, exzessiv zu trinken und Beruhigungs- und Schlaftabletten zu nehmen. Immer wieder sei der 52-Jährige darum gestürzt oder aus dem Bett gefallen.
Schlag mit einem stumpfen Gegenstand
Tatsächlich stellte die Gerichtsmedizin bei der Untersuchung der Leiche mehr als ein Dutzend Verletzungen am ganzen Körper fest, unter anderem an den Armen, den Beinen, im Gesicht, am Kopf, der Brust und auch in der Gesäßgegend. Sie geht von einer Hirnblutung und Schädelprellungen als Todesursache aus, hervorgerufen durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand.
Die für den Fall zuständige Kommissarin befand, die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung passten nicht zu den Schilderungen des Ehemanns, denen zufolge das Opfer durch einen Unfall ums Leben gekommen sei. Noch am Samstagabend wurde der deutsche Diplomat darum festgenommen.
Die gemeinsame Wohnung des Paars im Stadtteil Ipanema wurde durchsucht. Dabei stellte die Spurensicherung auf einem Sessel und auf dem Boden Blutspuren fest. Zuvor hatte eine Mitarbeiterin des deutschen Diplomaten wohl versucht, diese zu entfernen. Einen Antrag der Anwälte auf Freilassung von Uwe H. wegen dessen diplomatischer Immunität lehnte das Gericht bereits wegen der Schwere des Falles ab. Das Konsulat in Rio de Janeiro äußert sich derzeit nicht zu dem Fall. Man arbeite aber in "engem Kontakt mit den brasilianischen Behörden", erklärte Generalkonsul Dirk Augustin.