SZ-Kolumne "Bester Dinge":Rettendes Sächsisch

(Foto: Imago)

Wie ein Dialekt zwei Enkeltrick-Betrüger überführte - und bewies, dass Sächsisch gar nicht so schrecklich sein muss, wie manch einer behauptet.

Von Max Sprick

"Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten", schrieb einst die Erzählerin Marie von Ebner-Eschenbach, und sie muss es gewusst haben - als Österreicherin kannte sie das ein oder andere leiwande Wort. Der Geist des Sächsischen muss so gesehen ein Poltergeist sein, ein Dämon, der seine Opfer gnadenlos schockt, so unübersetzbar erscheint sein Wortschatz dem ungeübten Ohr, dem er "nu" einhaucht, aber keineswegs etwas verneint. Und Umfragen belegen ja immer wieder, dass das Sächsische - vernuschelte Vokale und Konsonanten ohne jede Härte - für viele der gruseligste aller deutschen Dialekte ist.

Nun allerdings die folgende Geschichte: Eine 87-jährige Dame aus Hamburg-Hummelsbüttel (die Nachsilbe "-büttel" übrigens verweist auf eine sächsische Gründung, aber das nur am Rande) hat gerade zwei Trickbetrüger überführt. Einer der beiden hatte angerufen, sich als Enkel ausgegeben, finanzielle Not, bla, bla. Er wollte 2000 Euro.

Polizisten raten älteren Menschen, verdächtige Anrufer nach Begebenheiten zu fragen, die nur echte Verwandte kennen können. Die Dame aus Hummelsbüttel aber war sich ohnehin sicher, dass da nicht ihr Enkel durchklingelte. Denn der spricht: sächsisch. Unverkennbar und gnadenlos. Also verständigte sie die Polizei, die vorbeikam und mithörte, als ein zweiter Anruf folgte. Zivilfahnder nahmen später dann zwei Männer fest. Der Geist einer unverständlichen Sprache, er kann sich nu auch als ein guter offenbaren.

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