Betrugsverfahren:Bernie Ecclestone zu Bewährungsstrafe verurteilt

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Bernie Ecclestone bei seiner Ankunft am Southwark Crown Court in London. (Foto: Lucy North/dpa)

Der frühere Formel-1-Chef soll Auslandsvermögen bei der Steuer falsch angegeben haben. Weil der 92-Jährge seine Schuld eingesteht und 755 Millionen Euro nachzahlt, sieht das Gericht von einer Haftstrafe ab.

Der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist in einem Betrugsverfahren zu einer Bewährungsstrafe von 17 Monaten verurteilt worden. Zuvor hatte sich Ecclestone schuldig bekannt, Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund (etwa 463 Millionen Euro) bei der Steuer falsch angegeben zu haben. Weil der 92-Jährige sein Vergehen einräumte, sah der Southwark Crown Court in London davon ab, ihn ins Gefängnis zu schicken. Zudem wurde vor Gericht bekannt, dass Ecclestone mit den Steuerbehörden einen zivilrechtlichen Vergleich über mehr als 650 Millionen Pfund (etwa 755 Millionen Euro) vereinbart hat. Dies wurde strafmildernd berücksichtigt.

Der Anklage zufolge soll Ecclestone angegeben haben, nur einen einzigen Trust im Ausland gegründet zu haben, dessen Begünstigte seine drei Töchter Deborah, Tamara und Petra seien. Die britische Finanz- und Steuerbehörde ist aber der Ansicht, dass Ecclestone selbst von dem nicht deklarierten Vermögen im Ausland profitieren wollte.

In der Vergangenheit hatte Ecclestone die Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Am Donnerstag bekannte er sich dann doch überraschend schuldig. Der 92-Jährige räumte ein, dass seine früheren Antworten falsch waren, wie Staatsanwalt Richard Wright sagte. "Er akzeptiert jetzt, dass in Bezug auf diese Angelegenheiten eine gewisse Steuer fällig ist." Verteidigerin Christine Montgomery betonte, ihr Mandant "bedauert zutiefst die Ereignisse, die zu diesem Strafprozess geführt haben". Eigentlich sollte im November ein mehrwöchiger Prozess beginnen - wegen des Schuldeingeständnisses setzte das Gericht nun ohne längere Verhandlung eine Strafe fest. Bei einer Verurteilung hätte Ecclestone eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren gedroht.

Ecclestone stand nicht zum ersten Mal vor Gericht

Ecclestone prägte die Formel 1 seit der Übernahme der Werbe- und Fernsehrechte Ende der 1970er Jahre wie kein Zweiter. Der nur knapp 1,60 Meter große Brite machte die Serie als machtvoller Geschäftsführer zu einem weltumspannenden und milliardenschweren Unternehmen. Ecclestone erschloss immer wieder neue Märkte, er schreckte dabei vor politisch umstrittenen Ländern und Machthabern nicht zurück. Seine brisanten Aussagen lösten immer wieder Skandale aus.

Es ist nicht sein erstes Mal vor Gericht. Wegen des Verkaufs der Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC im Jahr 2006 musste Ecclestone sich im April 2013 als Angeklagter in München verantworten und sich dem Vorwurf der Bestechung stellen. Im August desselben Jahres wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage von 100 Millionen US-Dollar (aktuell 94 Millionen Euro) eingestellt. Im Januar 2017 wurde Ecclestone von den neuen Formel-1-Besitzern Liberty Media als Geschäftsführer abgesetzt.

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