Berner Oberland:Vermisster Schweizer F/A-18-Jet ist abgestürzt

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  • Der vermisste Schweizer Kampfjet vom Typ F/A 18 ist am Montagnachmittag abgestürzt. Ob der Pilot das Unglück überlebt hat, ist unklar.
  • Schon in den vergangenen drei Jahren kam es zu drei Zwischenfällen mit anderen Maschinen vom gleichen Typ.

Von Charlotte Theile, Zürich

Ein Kampfjet der Schweizer Luftwaffe, Typ F/A 18, ist am Montagnachmittag abgestürzt. Um 16 Uhr war die mit einem Piloten besetzte Maschine im Berner Oberland zu einem Trainingsflug aufgebrochen. Es war die zweite von zwei Maschinen. Oberhalb von 1000 Metern herrschte Hochnebel, weshalb der erste Pilot zunächst nichts vom Verschwinden der anderen Maschine bemerkte. Um 16.05 Uhr brach der Funkkontakt ab.

Aufgrund elektronischer Signale konnten die Rettungskräfte die Suche eingrenzen - Pilot und Maschine wurden recht bald in der Nähe des Sustenpasses vermutet, nicht weit vom Abflugort Meiringen entfernt. Am Dienstagmittag dann wurde die abgestürzte Maschine aus der Luft gesichtet, vom Pilot fehlt weiter jede Spur. Seine Familie wird von Care-Teams der Armee betreut.

Die Unfallstelle liegt in unwegsamem Gelände, wegen der schwierigen Wetterbedingungen konnte die Luftwaffe am Montagabend zunächst nur mit Gebirgsspezialisten, die zu Fuß unterwegs waren, nach dem Piloten suchen. Am Dienstag, das teilte das Schweizer Verteidigungsministerium mit, habe man in den frühen Morgenstunden zusätzlich drei Helikopter der Luftwaffe und einen Spezial-Helikopter der Zürcher Kantonspolizei zum Sustenpass geschickt. Auf dem Landweg war die Unglücksstelle nicht zu erreichen, die Schweizer Armee versuchte am Nachmittag, Gebirgsspezialisten abzuseilen, hatte jedoch weiterhin mit dem Wetter zu kämpfen.

Das Flugzeug, der Schleudersitz und der Pilot sind mit Sendern ausgestattet, die auch am nächsten Tag noch Signale aussenden müssten. Da dies nicht geschehe, müsse man davon ausgehen, dass alle Signalgeber zerstört seien, sagen die Behörden.

"Kein systemischer Fehler"

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Kampfjet des Typs F/A 18 verunglückt - in den vergangenen drei Jahren kam es dreimal zu Zwischenfällen mit diesem Modell. Im Herbst 2013 zerschellte ein Zweisitzer im Kanton Nidwalden. Beide Insassen kamen ums Leben. Im Oktober 2015 konnte sich ein Pilot der Schweizer Armee beim Absturz eines F/A 18-Zweisitzers über Frankreich retten, in dem er den Schleudersitz betätigte - er wurde mit Rückenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, konnte aber bald wieder fliegen. Der damals 38-Jährige gilt als besonders erfahrener Pilot. Die Luftwaffe, die ihre Übungsflüge vorübergehend eingestellt hatte, kam bald darauf zu dem Schluss, es gebe "keinen systemischen Fehler, der die Überprüfung der ganzen Flotte nötig machen würde". Die Übungen gingen weiter. Von den ursprünglich 34 F/A 18-Fliegern sind noch 30 übrig.

Während die Rettungskräfte weiter nach dem Piloten suchen, listen Schweizer Medien sämtliche Flugunfälle der Armee auf. Im Juni diesen Jahres stürzte ein F5-Tigerjet der Schweizer Kunstflugstaffel bei einer Show in den Niederlanden ab, auch hier konnte sich der Pilot retten. Andere Unfälle liegen länger zurück. Wie aber begründet sich diese plötzliche Häufung? Liegt es am Kampfjet? An der Ausbildung der Piloten?

Die Armee und das Verteidigungsministerium stehen in der Kritik, in den kommenden Tagen und Wochen dürften sowohl die Flotte als auch Übungsflüge und Pilotenausbildung genau untersucht werden.

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