Australien:"Wenn Sie weg können, müssen Sie weg"

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Tausende Menschen müssen aufgrund der Brände fliehen, zuletzt wurden vom Feuer eingekesselte Personen von der australischen Navy evakuiert. (Foto: AFP)
  • Für das Wochenende wird im Osten Australiens eine neue Hitzewelle erwartet, was die ohnehin brenzlige Lage in den Buschbrandgebieten verschärfen dürfte.
  • Touristen und Anwohner ergreifen zu Tausenden die Flucht.
  • Die anhaltenden Buschbrände haben auch die Verlegung des internationalen Tennisturniers in Canberra nötig gemacht.

Im Südosten Australiens fliehen weiter Tausende Menschen vor den verheerenden Buschbränden. In den Bundesstaaten New South Wales und Victoria sollten mehr als ein halbes Dutzend Städte evakuiert werden, darunter beliebte Touristenorte. Am Freitag bildeten sich lange Staus, das Benzin wurde knapp. Die Polizei eskortierte die Autos aus den Feuergebieten.

Hintergrund der Evakuierungen sind eine für Samstag erwartete neue Hitzewelle und starke Winde. Dies werde die Feuergefahr in vielen Gebieten verschärfen, warnte der Vize-Feuerwehrchef in New South Wales, Rob Rogers. Die Behörden wüssten zwar, dass die Leute der Brände etwas überdrüssig geworden seien. Schließlich müssten sie damit schon seit Monaten zurechtkommen. "Aber wir wollen, dass die Leute fokussiert bleiben. Morgen ist nicht der Tag, an dem man unachtsam werden sollte. Nehmen Sie es ernst."

In der Küstenstadt Mallacoota brachte die Marine Menschen in Sicherheit, die sich an den Strand gerettet hatten. In Victoria gilt erstmals in der Geschichte des Bundesstaates der Notstand. Dort allein werden nach Angaben der Regierung 28 Menschen vermisst. "Wenn Sie weg können, müssen Sie weg", mahnte der dortige Regierungschef Daniel Andrews. In New South Wales ist es bereits der dritte Notstand dieser Brandsaison. Die Buschfeuer auf dem Kontinent wüten bereits seit Oktober. Landesweit starben 19 Menschen.

Australische Naturschützer beklagen die katastrophalen Auswirkungen der Brände auf Tiere. Deren Lebensräume sind vielerorts zerstört, zudem ist das Futter knapp. Australische Medien hatten in den vergangenen Wochen immer wieder von Kängurus und anderen Tieren berichtet, die vor den Flammen flohen - oder auch darin verbrannt waren. Feuerwehrleute erzählten von Koalas, die sich durstig den Helfern genähert hätten, um von ihnen versorgt zu werden. Fotos zeigen, wie Menschen den Koalas mit Hilfe von Trinkflaschen Wasser geben.

Im Zoo von Mogo nahe der Küste in New South Wales rund 300 Kilometer südlich von Sydney mussten die Wärter gegen die Flammen kämpfen, um ihre Tiere zu schützen. In seinem eigenen Haus inmitten des Tierparks tummelten sich derzeit zahlreiche Affen und Rote Pandas, sagte Zoodirektor Chad Staples der Tageszeitung Daily Telegraph. Die größeren Tiere wie Leoparden, Tiger und Löwen seien in ihre Nachtgehege gebracht worden, wo es Sprinkleranlagen gebe.

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Tennisturnier wegen Buschbränden verlegt

Die anhaltenden Buschbrände haben auch die Verlegung des internationalen Tennisturniers in Canberra nötig gemacht. Das Event werde nach Absprache mit den Behörden nun ab Montag im rund 600 Kilometer entfernten Bendigo stattfinden, teilte Kim Kachel, Chef des australischen Tennisverbands ACT, mit.

Das internationale Tennisturnier in der australischen Hauptstadt Canberra ist Teil der ATP Challenger Tour der Herren und des ITF Women's Circuit, einer Turnierserie im Damentennis. In Canberra wurde zuletzt die schlechteste Luftqualität der Welt gemessen. Die Gesundheit von Spielern, Fans, Freiwilligen und Mitarbeitern habe Priorität, so Kachel.

Der Rauch waberte über die Tasmansee sogar nach Neuseeland. Die Gletscher dort haben deswegen eine karamellbraune Farbe angenommen. Dadurch könnte sich die Eisschmelze verschärfen, weil die Gletscher weniger Sonnenlicht reflektieren. Die Behörden stufen die derzeitige Buschbrandsaison in Australien schon jetzt als die verheerendste seit Beginn der Aufzeichnungen ein.

Momentan gibt es über 200 Brände in New South Wales und Victoria - den beiden bevölkerungsreichsten Bundesstaaten Australiens. Mehr als 1300 Häuser wurden verwüstet. Eine Fläche von rund fünf Millionen Hektar brannte seit Oktober ab, was etwa der Fläche Brandenburgs und Sachsen-Anhalts zusammen entspricht.

© Sz.de/ap/dpa/mpu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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