Asia Argento:Zeitungsbericht bringt "Me Too"-Vorkämpferin in Bedrängnis

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  • Einem Bericht der New York Times zufolge soll sich die Schauspielerin Asia Argento 2013 an Jimmy Bennett, einem damals noch minderjährigen Schauspieler, vergangen haben.
  • Um einen Prozess zu verhindern, zahlte sie dem 17-Jährigen demnach 380 000 Dollar.
  • Argento war eine der ersten Schauspielerinnen, die Harvey Weinstein wegen sexueller Vergehen öffentlich beschuldigten und gilt als Vorreiterin der "Me Too"-Debatte.

Eine der lautesten Stimmen gegen Filmmogul Harvey Weinstein, die italienische Schauspielerin Asia Argento, sieht sich selbst Anschuldigungen wegen sexueller Nötigung gegenüber. Das berichtet die New York Times. Der Zeitung liegen demnach mehrere Dokumente vor, aus denen hervorgeht, dass Argento mit einem jungen Schauspieler und Sänger eine außergerichtliche Vereinbarung erzielte, um eine Klage abzuwenden.

Hintergrund ist ein Treffen in einem Hotelzimmer in Los Angeles im Jahr 2013. Der damals 17 Jahre alte Jimmy Bennett beschuldigt Argento, damals 37, ihn betrunken gemacht und sexuelle Handlungen an ihm vorgenommen zu haben. Die beiden kannten sich von Dreharbeiten zum Film "The Heart Is Deceitful Above All Things" aus dem Jahr 2004.

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Die Dokumente - Gerichtsunterlagen und E-Mails - wurden der NYT anonym zugespielt und nach eigenen Angaben von mehreren Insidern als echt eingestuft. Der Zeitung zufolge geht daraus hervor, dass Bennett im Jahr 2017 einen Letter of Intent bei Gericht einreichte, ein Schreiben, in dem er erklärt, Anzeige erstatten zu wollen. Darin soll es heißen: Jene Erfahrung in dem Hotelzimmer mit Argento habe ihn traumatisiert und seiner Karriere geschadet. Laut NYT lag den Gerichtsunterlagen in dem Fall ein Selfie bei, das Argento und Bennett im Bett zeigte.

Mehrere E-Mails ihrer Anwältin sollen außerdem nahelegen, dass Argento im Zuge einer außergerichtlichen Einigung 380 000 Dollar an Bennett zahlte, um ihn von dem Vorhaben abzubringen, gegen sie vor Gericht zu ziehen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Schweigegeld im juristischen Sinn, da dies in Kalifornien bei Fällen von sexueller Nötigung verboten ist. Bennett habe demnach jene Selfie-Aufnahmen nicht weitergeben dürfen, sich zur Angelegenheit zu äußern stand ihm frei. Interviewanfragen der NYT lehnte er jedoch ab.

Argento äußerte sich einen Tag nach Erscheinen des Berichts und bezeichnete diesen gegenüber der italienischen Nachritenagentur Ansa als falsch. "Ich dementiere und weise den Inhalt des von der New York Times veröffentlichten Artikels, der in den internationalen Medien zirkuliert, zurück." Sie sei "zutiefst schockiert" über die "absolut falschen" Nachrichten und sprach von "Verfolgung". Sie habe nie irgendeine Form einer sexuellen Beziehung mit Bennett gehabt, wurde die Italienerin zitiert.

Im vergangenen Herbst war Argento mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit gegangen, Weinstein habe sie 1997 als 21-Jährige vergewaltigt. Sie nutzte einen Auftritt bei der Preisverleihung der Filmfestspiele in Cannes für eindrückliche Worte: "1997 wurde ich von Harvey Weinstein hier in Cannes vergewaltigt. Ich war 21 Jahre alt, und dieses Festival war sein Jagdrevier."

Im November, etwa einen Monat nachdem Argento und andere Hollywood-Schauspielerinnen mit den Vorwürfen gegen Weinstein an die Öffentlichkeit gegangen waren, soll Bennett über seinen Anwalt mit seinen Forderungen an Argento herangetreten sein. Ihre öffentlichen Auftritte in der Weinstein-Affäre hätten bei ihm schmerzliche Erinnerungen an jene Hotelnacht im Jahr 2013 wieder hervorgeholt, so Bennetts Anwalt. Dass sich Argento öffentlich als Opfer dargestellt habe, sei für seinen Klienten nicht zu ertragen gewesen, heißt es in dem Letter of Intent, aus dem die New York Times zitiert.

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