International gesehen war Mayosi ein Star seiner Zunft, er war er an der Entdeckung eines Gens beteiligt, das Herzinfarkte bei Jugendlichen auslöst. Bei seinen weißen Studenten und Kollegen aber blieb er oft ein Schwarzer, mit dem es nicht weit her sein könne. Diese Haltung gaben manche seiner Studenten in diesen Tagen auch verschämt zu.
Schwarz und gebildet, das passt immer noch nicht zusammen an Südafrikas Universitäten, deren Lehrpersonal nach wie vor überwiegend weiß ist und nicht sonderlich an Veränderung interessiert. In den Fluren hängen immer noch die Bilder der Dekane aus der Apartheid-Zeit, in den Lehrplänen finden sich viele europäische Ideen und Geschichte und nicht besonders viel afrikanische.
Bongani Mayosi setzte sich für den Wandel ein wie kaum ein anderer - für viele Schwarze war er einfach ein Verräter, der mit den Weißen gemeinsame Sache machte anstatt sie zu bekämpfen. Auch nach seinem Tod ist bei denen, die ihn damals beleidigten, wenig Reflexion oder gar Reue zu spüren. Lydia Cairncross, eine Medizinerin und Aktivistin, sagte nach dem Selbstmord, sie könne sich an keinerlei Beleidigungen gegenüber dem Verstorbenen erinnern. Sie befand vielmehr: "Selten habe ich einen so demokratischen, spontanen und respektvollen Protest gesehen."
Toxische Atmosphäre in südafrikanischen Universitäten
Viele an der Universität Kapstadt haben eine deutlich abweichende Erinnerung an diese Zeit, in der der Campus einem Kriegsgebiet glich, auf dem Autos und Bilder angezündet wurden und jede Stimme der Mäßigung nieder gebrüllt wurde. "Es hatte etwas Faschistisches", erinnert sich ein schwarzes Fakultätsmitglied. Die Demonstranten, sie wüteten fast zwei Jahre lang und führten sich zuletzt in etwa so auf wie jene, deren schlimmes Erbe sie bekämpfen wollten. Anfangs bekam der Protest viel Zulauf, erreichte aber überhaupt nichts, als er wegen seiner Radikalität und Selbstgerechtigkeit an sich selbst erstickte.
Nach dem Tod von Bongani Mayosi wird in Südafrika über die Folgen gesprochen, über die toxische Atmosphäre an vielen südafrikanischen Universitäten. Viele Professoren erzählen von den Ängsten, die sie jeden Tag durchleben. Die schwarze Vizekanzlerin Mamokgethi Phakeng berichtete davon, wie sie sich wochenlang nur noch unter Tabletten auf den Campus traute, so schockiert war sie über die Ereignisse und den Umgang untereinander.