Anschlag auf Fußballer Cabañas:"Drück doch ab!"

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Noch immer ist ungeklärt, wie es zu dem Attentat auf den paraguayischen Fußball-Nationalstürmer Cabañas kam - eine Zeugin beschreibt jetzt eine neue Version der Tat.

Javier Cáceres

Die letzten Nachrichten zum Gesundheitszustand von Paraguays WM-Hoffnung Salvador Cabañas stimmen zuversichtlich, das immerhin. Noch immer steckt eine Pistolenkugel im Kopf des paraguayischen Fußball-Nationalstürmers von América de México. Im Morgengrauen des vergangenen Montags war er in einem Luxus-Etablissement in Mexiko-Stadt angeschossen worden.

Ein Fan unterschreibt auf einem Plakat für Salvador Cabañas - der Fußballer ist die WM-Hoffnung seines Landes. (Foto: Foto: AP)

Die Gliedmaßen habe er schon wieder ein wenig bewegen können, auch das Ödem im Kopf habe sich zurückgebildet, hieß es in einem ärztlichen Bulletin, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Doch "kritisch", so der Bericht, werde die Lage des zweimaligen Torschützenkönigs der Copa Libertadores - der lateinamerikanischen Version der Champions League - noch einige Zeit bleiben. Falls sich nicht sogar wieder alles verschlimmert.

Es ist noch immer nicht restlos geklärt, wie es am Montag um 5.30 Uhr zu dem Attentat auf Cabañas kam; in einer Disco namens "Bar-Bar", die nicht nur von internationalen Promis wie der Sängerin Madonna, sondern gerne und oft auch von mexikanischen Drogenbossen frequentiert wird.

Eine dralle Blondine hatte sich als erste Zeugin gemeldet - Berufsbezeichnung: Tänzerin, Pseudonym "La Cubana" - und der Polizei zu Protokoll gegeben, dass Cabañas ihr nachgestellt habe. Über einen Tisch hinweg habe er ihr erst schöne Augen gemacht. Ihre Begleitung sei daraufhin durchgedreht, Cabañas auf die Toilette gefolgt - und habe dort auf den Fußballer geschossen.

Inzwischen ist eine neue Version aufgetaucht. Denn die Reinigungskraft, die in der ersten Vernehmung gesagt hatte, rein gar nichts mitbekommen zu haben, will sich nun doch detailliert erinnern können: Sie sagt, dass es nicht um eine Frau, sondern um Fußball ging, als Cabañas auf seinen Aggressor traf. "Was ist mit den Toren?", soll dieser gefragt haben, zuletzt hatte América ja oft verloren; "wer bist Du denn?", habe Cabañas zurückgeblafft. Danach habe der Täter seine Pistole gezogen.

"Drück doch ab! Drück doch ab, wenn Du Eier hast!", habe Cabañas gerufen - angeblich lehnte er sogar die Stirn herausfordernd an den Lauf der Knarre. Bis tatsächlich ein Schuss zu hören war, und Cabañas' Kopf in einer Blutlache lag.

Ob sich die Ereignisse wirklich so zugetragen haben, gilt bei den mexikanischen Behörden als ungewiss, die geschilderte Szene soll an diesem Wochenende nachgestellt werden. Als Hauptverdächtiger gilt allerdings weiterhin ein derzeit flüchtiger, mutmaßlicher Mafioso namens José Jorge "JJ" Balderas. Die Behörden brachten ihn mit Geldwäsche und Drogenschmuggel in Verbindung. Zum gleichfalls zur Fahndung ausgeschriebenen Geschäftsführer der "Bar-Bar", Carlos Cáceres, unterhielt "JJ" beste Beziehungen: Auf einem Video ist zu sehen, wie sich beide am Eingang freundschaftlich umarmen, von den Türstehern wurde "JJ" nicht gefilzt.

Nach dem Schuss unternahm das Personal große Anstrengungen, um die Spuren am Ort des Verbrechens zu verwischen; sieben Angestellte wurden in U-Haft genommen. Cáceres soll der ebenfalls im "Bar-Bar" anwesenden Freundin von Salvador Cabañas sogar Geld geboten haben, sofern sie der Polizei erkläre, alles habe sich außerhalb des Lokals zugetragen.

© SZ vom 30.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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