Havarie vor Ameland:Brennendes Frachtschiff hat mehr Autos geladen als bisher bekannt

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In der Nacht zum Mittwoch ist der Frachter vor der niederländischen Insel Ameland in Brand geraten. (Foto: Jan Spoelstra/dpa)

Nicht 2900, sondern fast 3800 Fahrzeuge sind an Bord, sagt die Reederei, darunter auch schwer zu löschende E-Autos. Laut Küstenwache sind auf dem Schiff mittlerweile keine Flammen mehr zu sehen. Für eine Entwarnung sei es aber zu früh.

Der brennende Autofrachter vor der niederländischen Küste hat mehr Autos an Bord als zunächst angenommen. Das Schiff habe laut Reederei fast 3800 Fahrzeuge geladen. Die Küstenwache hatte zuvor von etwa 2900 Fahrzeugen gesprochen, davon 25 E-Autos.

Eine Sprecherin der Küstenwache sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend, es seien auf dem Schiff nun keine Flammen mehr zu sehen. Für eine Entwarnung sei es aber dennoch zu früh. Das Feuer könne auch wieder aufflammen.

Die Kühlung der Seitenwände des Frachters wurde inzwischen unterbrochen. Das sei möglich, weil die Intensität des Feuers abgenommen habe. Zu viel Seewasser auf dem Schiff könnte die Stabilität gefährden. Bergungsspezialisten können den Frachter aber nach wie vor noch nicht betreten.

In der Nacht zu Mittwoch war der Frachter Fremantle Highway in Brand geraten. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich knapp 20 Kilometer nördlich der niederländischen Insel Ameland. Das Feuer ist nach ersten Informationen der Küstenwache an jener Stelle an Bord ausgebrochen, wo auch die Elektrofahrzeuge geladen sind. Möglicherweise könnte das Feuer durch eine brennende Batterie eines E-Autos entstanden sein.

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Von Carina Seeburg

Das soll der Funkverkehr nahelegen, den der niederländische TV-Sender RTL teilweise veröffentlichte. Demnach sei dem Gespräch von Rettungskräften und Kapitän aus der Unglücksnacht zu entnehmen, dass vermutlich eines der E-Autos explodiert sei. Die Explosion soll aber das Schiff nicht beschädigt haben.

Der Funkverkehr gibt offenbar auch einen Eindruck von den dramatischen Stunden an Bord der Fremantle Highway. Die 23 Besatzungsmitglieder hatten demnach keine Möglichkeit, zu den Rettungsbooten zu gelangen und mussten den Frachter in aller Eile verlassen. Einige Männer retteten sich durch einen Sprung ins offene Meer. Ein Besatzungsmitglied kam dabei ums Leben, weitere wurden verletzt. Insgesamt wurden nach Angaben der niederländischen Küstenwache 22 Besatzungsmitglieder gerettet.

(Foto: SZ-Grafik)

Das unter der Flagge von Panama fahrende Schiff war in Bremerhaven ausgelaufen und sollte weiter nach Singapur. Nachdem der Brand knapp 20 Kilometer nördlich der niederländischen Insel Ameland ausbrach, ist es am Donnerstag leicht nach Westen abgedriftet. Es befinde sich nun etwa 20 Kilometer nördlich der Insel Terschelling, sagte ein Sprecher der Küstenwache. Es liege aber zurzeit stabil. Ein Ölleck gibt es bisher offenbar nicht.

Die Herausforderung ist, das brennende Schiff stabil zu halten

Das Krisenteam der Küstenwache berät sich laufend mit einem spezialisierten Bergungsunternehmen über das weitere Vorgehen. Inzwischen wurde der Frachter an einen neuen Schlepper, die Fairplay 30, gekoppelt. Diese Notverbindung sei stärker als die des bisher verkoppelten Schleppers. Durch die Verbindung bleibe die "Fremantle Highway" außerhalb der Fahrrouten und in sicherem Abstand zum regulären Schiffsverkehr.

Die Küstenwache rechnete ursprünglich damit, dass das Schiff tagelang brennen könnte. Das Löschen gestaltet sich schwierig, weil die Kräfte nicht direkt an das Feuer herankommen. "Das ist ja eine große Hülle, in der es innen brennt. Ich kann nur von außen Wasser draufgeben, ich komme also nicht rein, ich habe keine Öffnung, wo ich irgendwo sinnvoll Löschmittel einsetzen kann", sagte Schiffssicherheitsexperte Lars Tober von der Gesellschaft für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit Ostsee im ZDF-"Morgenmagazin". "Die Herausforderung sei, dass Schiff stabil zu halten, so dass es nicht in Schlagseite gerate, kentere oder Risse in der Außenhaut davontrage.

Die große Sorge ist, dass der Frachter sinkt und eine Umweltkatastrophe im Wattenmeer auslöst. "Sollte das passieren, können große Mengen Treibstoff und weitere umweltschädliche Schadstoffe aus der Ladung des Frachters das empfindliche Ökosystem der Nordsee großflächig verschmutzen", warnte Umweltministerin Steffi Lemke. "Das gilt es mit allen Kräften zu verhindern." Deutschland werde alles tun, um bei der Bergung des Frachters zu helfen, sagte auch Verkehrsminister Volker Wissing.

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