Absturz von Egypt Air MS804:Sprengstoffspuren an Opfern von Egypt-Air-Flug MS804 gefunden

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Ein Trümmerteil der abgestürzten Egypt-Air-Maschine. An den sterblichen Überresten der Opfer wurden nun Sprengstoffspuren gefunden. (Foto: AFP)

Geheimdienste hatten bereits kurz nach dem Absturz der Maschine ins Mittelmeer von einem Terroranschlag gesprochen. Doch es gibt auch Zweifel an den neuen Ergebnissen ägyptischer Ermittler.

Sieben Monate nach dem Absturz einer Maschine der Fluglinie Egypt Air ins Mittelmeer haben Ermittler Sprengstoffspuren an den sterblichen Überreste der Opfer gefunden. Das teilte das Luftfahrtministerium in Kairo mit. Damit erhärtet sich der Verdacht eines Terroranschlags. Bei dem Absturz der Maschine MS804 auf dem Weg von Paris nach Kairo waren am 19. Mai alle 66 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren 40 Ägypter und 15 Franzosen.

Die Ursache des Unglücks blieb zunächst rätselhaft, doch aufgrund der Spurenlage kamen Experten schließlich zu dem Ergebnis: Die Piloten haben wegen eines schlagartigen, katastrophalen Ereignis die Kontrolle über die Maschine verloren. Sie setzten keinen Notruf ab. Auch die Möglichkeit eines Selbstmordes eines der Piloten oder eine Geiselnahme im Cockpit wurden nicht ausgeschlossen.

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Die Ermittler sammeln immer mehr Informationen, doch noch bleibt die Ursache für den Absturz der Egypt-Air-Maschine MS804 rätselhaft. Offenbar hat die Bordelektronik Rauch registriert.

Von Paul-Anton Krüger

Ägyptens Luftfahrtminister Sherif Fathy sagte zu Beginn der Ermittlungen, wenn man die Situation analysiere, sei ein terroristischer Hintergrund "eher wahrscheinlich" als eine technische Ursache. Auch der russische Inlandsgeheimdienst FSB ging damals von einem Anschlag als Grund des Absturzes aus.

Zweifel an der Anschlagsthese

Allerdings gibt es bis heute keine Bekenner-Erklärung, wie bei Attentaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und anderer islamistischer Terror-Organisationen üblich. Auch die Messergebnisse von US-Satelliten, die in der fraglichen Gegend keine Explosionen registrierten, schwächten die These eines Terroranschlags.

Der Fund der Sprengstoffüberreste scheint die Vermutung jetzt allerdings doch bestätigt zu haben. Aufgrund der neuen Spurenlage hat das ägyptische Luftfahrtministerium die Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Die französische Flugunfall-Behörde gab mangels näherer Informationen keine Einschätzung zu der ägyptischen Mitteilung ab. "Wir sind nicht über die Bedingungen informiert worden, unter denen die Proben genommen wurden", sagte ein Sprecher der französischen Luftfahrt-Untersuchungsbehörde BEA. Deshalb sehe man sich nicht in der Lage, daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

Der französische Opferverband Fenvac reagierte skeptisch auf den angeblichen Sprengstofffund und sieht darin keine Beweise für einen Terroranschlag. Die Organisation warf den Ägyptern vor, lediglich ihre Fluggesellschaft schützen zu wollen. Die Familien der Opfer warten nach wie vor auf die Rückgabe der sterblichen Überreste ihrer Angehörigen.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet über zwei westliche Insider, die sich angesichts der neuen Ermittlungsergebnisse zurückhaltend geäußert hätten. Ein technischer Fehler sei weiter die wahrscheinlichste Absturzursache. Die Auswertung der Flugschreiber hatte ergeben, dass es kurz vor dem Absturz Rauch in einer Toilette und in einem Teil des Flugzeuges gab, in dem die Bordelektronik untergebracht ist. Zudem war auch auf dem Stimmenrekorder von einer Rauchentwicklung die Rede.

Französische Behörden sollen unzufrieden mit ägyptischen Ermittlungen sein

Über Sprengstoffspuren hatte zuerst die französische Zeitung Le Figaro im September berichtet. Sie seien an Wrackteilen gefunden worden. Demnach konnten französische Ermittler aber der Spur nicht nachgehen. Die französischen Behörden haben Reuters zufolge angedeutet, dass sie mit den Ermittlungen in Ägypten unzufrieden sind. Offene Kritik an der Regierung in Kairo hat es in dem Fall aber nicht gegeben.

Ein ägyptischer Insider sagte nun, man habe Frankreich bereits vor Monaten über die Ergebnisse informiert. Die französischen Ermittler hätten sich mehr Zeit für die Analyse erbeten. Deswegen habe die Bekanntgabe der Entdeckung so lange auf sich warten lassen.

© sz.de/jael/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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