Wie es um Institutionen bestellt ist, sieht man daran, wie sie mit ihrem Nachwuchs umgehen. Das ist in mittelständischen Unternehmen genauso wie in Zoos. Im Berliner Zoo wurde vergangene Woche ein Orang-Utan-Baby geboren, das schon jetzt das Zeug zu einem Star hat.
Irokesenschnittartiges Flaumhaar, große Augen, anrührende Geschichte: Weil seine Mutter es nicht annimmt, muss es mit der Flasche aufgezogen werden. Doch von diesem Zoo-Baby wird es keine Filme im Netz geben, keine Live-Schalten, Stofftiere oder Sondermarken. Denn in Sachen Nachwuchs ist im Berliner Zoo jetzt alles anders als zu Zeiten von Eisbär Knut.
Wärmebox statt Vanity Fair-Cover
Der wurde 2007, kaum dass er von der Nuckelflasche seines Tierpflegers trinken konnte, Teil einer langen Verwertungskette, samt eingetragener Marke, Besuch von Sigmar Gabriel und Coverbild auf der Vanity Fair.
"Solche Pläne gibt es nicht, um Gottes willen", sagt eine Sprecherin des Zoos. Der kleine Orang-Utan bleibe erst mal fernab von der Öffentlichkeit in seiner Wärmebox mit Decke. Mit seinen Pflegern kuscheln wie einst Knut soll er nicht, um sich nicht zu sehr an Menschen zu gewöhnen.
Zehn Monate, nachdem der Münchner Andreas Knieriem sein Amt als neuer Zoodirektor angetreten hat, ist Alltag in den Hauptstadt-Zoo eingekehrt. Alltag in einer Berliner Institution heißt vor allem: Marode Strukturen und Geldprobleme.
Im jüngsten Film des Berliner Rundfunks RBB, "Allein unter Tieren", sieht man Knieriem vor kaputten Wänden und veralteten Gehegen. "Ich wusste, dass ich in Berlin viele Baustellen vorfinden würde", sagt er. " Aber dass alles, was ich anfasse, eine Baustelle ist, hatte ich nicht erwartet."
Wie es weitergehen soll
Der Veterinär hat im April seinen unter anderem wegen der Knut-Vermarktung umstrittenen Vorgänger Bernhard Blaszkiewitz abgelöst, jetzt sollen sich die Besucherzahlen erhöhen. Auf 100 000 Jahreskarten will Knieriem es an den beiden Standorten Zoo und Tierpark Friedrichsfelde bringen, im Moment sind es 25 000.
Und wie geht es mit dem Nachwuchs weiter? Für das Affenbaby würden mehrere Optionen geprüft, sagt eine Sprecherin. Ein anderer Zoo etwa oder ein Orang-Utan-Kindergarten in England. Das müssen Ärzte und Kuratoren entscheiden.
Nur so viel: Das Baby ist ein Mädchen, wiegt 1800 Gramm und hat jetzt einen Namen: Rieke. Der wurde bei einem Namenswettbewerb in der Stadt aus 600 Vorschlägen ausgesucht. So viel Öffentlichkeit muss dann schon sein.