Ausflugstipp:Der Zukunft auf der Spur

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Aufflammende rote Stellen oder Lichtstreifen, die wie Sternschnuppen über die Weltmeere huschen - der rund drei Meter große Globus im Zukunftsmuseum wechselt Farbe und Satellitenaufnahme je nachdem, ob Besucher "Auf hoher See", "Verschmutzung", "Erwärmung" oder "Treibhaus" drücken. (Foto: Ludwig Olah/Deutsches Museum)

Die Zweigstelle des Deutschen Museums in Nürnberg lohnt einen Besuch. Wo sonst kann man sich so gut aufbereitet mit Künstlicher Intelligenz, Big Data oder dem Leben im All auseinandersetzen.

Von Veronika Kügle

Die Münchner Museumsinsel dominiert derzeit noch eine Großbaustelle, nach der Generalsanierung wird das Deutsche Museum voraussichtlich erst wieder 2028 öffnen. Technikbegeisterte müssen sich also noch ein paar Jahre gedulden - oder in der Zwischenzeit die neue Zweigstelle in Nürnberg besuchen.

Die Bahnfahrt dauert von München aus um die eineinhalb Stunden. Vom Nürnberger Hauptbahnhof aus braucht man keine 20 Minuten bis zum Zukunftsmuseum. Optisch fügt sich die helle Fassade des Neubaus gut in die von Sandstein geprägte Altstadt ein. Eine schräg geschlagene Flucht lässt das Gebäude nicht ganz so wuchtig wirken, in den dunklen Fenstern spiegeln sich Wolken und Pegnitz. An den Seiten der bis zu vier Meter hohen Innenräume leuchten blaue LED-Röhren, von oben ist ein Surren zu hören. Das Logo auf den rot-schwarzen T-Shirts der Museumsmitarbeiter erinnert unverkennbar an die Uniformen aus "Star Trek".

Wer Lust hat, kann in einem Cockpit ein Raumschiff steuern

Die Ausstellungen sind nach Themenbereichen untergliedert. In "Körper und Geist", "Arbeit und Alltag", "Raum und Zeit", "System Erde" und "System Stadt" sollen hier "Prototypen aus Wissenschaft und Industrie" auf Visionen aus Science-Fiction und Kunst treffen. Die klimarelevanten und sozialpolitischen Themen haben im zweiten Stock Platz gefunden. Interessant sind dabei etwa die architektonischen Ideen einiger Vordenker, wie etwa das Modell des Elytra-Pavillons, das sich die Flügel des Kartoffelkäfers zum Vorbild genommen hat. Nebenan können Besucher auf einem in den Tisch integrierten Bildschirm ihre eigene Stadt entwerfen, mitsamt Energieversorgung, Radwegen und Grünflächen. Das Museum zeigt auch zukunftsweisende Entwicklungen: einen Haustierroboter für Demenzerkrankte, der für weniger Einsamkeit sorgen soll, ein Gehirnimplantat, das vor epileptischen Anfällen warnt oder einen Handschuh, durch den man mit taubblinden Menschen kommunizieren kann. Wer Lust hat, kann auch in einem Cockpit ein Raumschiff steuern. Die Führungen durchs Haus nennen sich hier übrigens "Denktouren".

Ein eigenes Café hat das Zukunftsmuseum bisher nicht, doch in Richtung Trödelmarkt gibt es genügend Auswahl an Kaffeehäusern. Bei schönem Wetter lohnt sich auch der Ausblick von der Kaiserburg, von dort aus schließen sich die Stadtmauern wie Arme um die Nürnberger Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen.

Innerhalb der Burgmauern kann man abends beim Italiener "Da Gallo" gut essen, dort sollte man unbedingt vorher reservieren. Wer Cocktails trinken gehen möchte, geht entweder ins "Gelbe Haus" im lauschigen Stadtteil St. Johannis oder ins "Willich" im Szeneviertel Gostenhof, der vollbärtige Besitzer ist dort mit Teufelshörnern auf der Karte abgebildet. Gutes Bier gibt es in Franken - selbstverständlich - überall. Und bitte nicht beirren lassen, wenn der Wirt ein "Was willstn?" über Schulter und Theke grummelt. Die Franken sind manchmal etwas grantig. Tief im Innern schlägt aber ein zuckersüßes Lebkuchenherz.

Zukunftsmuseum, Deutsches Museum Nürnberg , Augustinerhof 4, geöffnet Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr

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