Zugspitzlauf:"Diesmal habe ich eine Überlebensdecke dabei"

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"Es ging zu wie in einem Kriegslazarett": Der Läufer Marcel Pfeiffer will trotz der schlimmen Erfahrung erneut beim Zugspitzlauf teilnehmen. Er hat dazugelernt.

A. Bischof

Vor ziemlich genau einem Jahr hat es einen Temperatursturz gegeben - an dem Tag, als 600 sommerlich bekleidete Läufer auf die Zugspitze rannten. Zwei sind wegen der Kälte gestorben. Gegen den Veranstalter Peter Krinninger wurde ein Strafbefehl mit einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 150 Euro verhängt. Der Richter hatte festgestellt, dass der Schuldvorwurf der fahrlässigen Tötung in zwei Fällen und der fahrlässigen Körperverletzung in neun Fällen zutrifft und eine Geldstrafe angemessen ist. Krinninger hat Einspruch eingelegt. Am Sonntag findet der nächste Zugspitzlauf statt. Wieder soll es einen Temperatursturz geben. Der Ayinger Marcel Pfeiffer (31) will trotzdem wieder hin.

Der Ayinger Läufer Marcel Pfeiffer nimmt am Sonntag beim Zugspitzlauf teil. (Foto: Foto: Schunk)

Süddeutsche Zeitung: Was geht in Ihnen vor, wenn Sie hören, dass es wieder kalt werden wird?

Marcel Pfeiffer: Für mich steht fest, dass ich mitlaufe, auch wenn es regnet und runterkühlt. Die ideale Lauftemperatur ist für mich 15 Grad. Meine Frau hat aber schon gesagt, dass ich nicht mitlaufen soll. Das kommt für mich nicht in Frage. Ich freue mich jetzt schon auf das Glücksgefühl, das ich danach haben werde.

SZ: Wie viel haben Sie als Läufer von dem Gipfeldrama mitbekommen?

Pfeiffer: Ich habe erst im Autoradio auf dem Heimweg gehört, dass auf dem Lauf jemand gestorben ist. Oben hat uns das keiner gesagt. Und das war auch gut so.

SZ: Können Sie den Strafbefehl nachvollziehen?

Pfeiffer: Überhaupt nicht. Jeder ist schließlich für sich selbst verantwortlich. Ein paar Vorwürfe würde ich dem Veranstalter aber auch machen: Dass keine Ärzte am Gipfel waren, dass sie keine Decken für die unterkühlten Leute hatten und dass man sich seinen Tee auch noch selbst in der Cafèteria holen und kaufen musste. So etwas sollte doch selbstverständlich für alle vorhanden sein.

SZ: Haben Sie aus der Tragödie im Vorjahr gelernt?

Pfeiffer: Auf dem Gipfel ging es zu wie in einem Kriegslazarett. Alle zwei Minuten haben die Leute von der Bergwacht orientierungslose, unterkühlte Läufer in die Hütte gezerrt. Die haben so geschrien, weil es wahnsinnig weh tut, wenn man dann plötzlich auftaut. Diesmal werde ich jetzt in meinem Rucksack eine goldene Überlebensdecke, eine wasserdichte Hose und Jacke und Handschuhe haben. Beim letzten Mal hatte ich nur etwas zu trinken.

© SZ vom 18.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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