Wirtschaft in Wolfratshausen:Retter der Nahversorgung

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Ein Prosit auf die soziale Ader: Der Einzelhändler Klaus Heininger hat den Wirtschaftspreis der Stadt Wolfratshausen verliehen bekommen. Er hat den einzigen Markt im Stadtteil Waldram vor dem Aus bewahrt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt Wolfratshausen verleiht den Wirtschaftspreis an den Einzelhändler Klaus Heininger, der den einzigen Supermarkt im Ortsteil Waldram vor der Schließung bewahrt hat.

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Der Einzelhändler Klaus Heininger ist mit dem Wirtschaftspreis der Stadt Wolfratshausen geehrt worden. Er ist 2016 trotz widrigster Umstände in die Bresche gesprungen und hat den einzigen Supermarkt des Ortsteils Waldram vor der Schließung bewahrt. Damit hat er die Nahversorgung von rund 4000 Einwohnern gesichert.

Erst jetzt konnte die Preisverleihung mit coronabedingter zweijähriger Verspätung stattfinden. Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), Landrat Josef Niedermaier (FW), Wirtschaftsförderer Andreas Ross, Stadträte und Vertreter von Wirtschaftsverbänden waren sich einig: Klaus Heininger hat eine riesige Herausforderung gemeistert. "Sie sind ein Glücksfall für Waldram", lobte Bürgermeister Heilinglechner am Donnerstag bei der kleinen Feierstunde im Waldramer Badehaus. "Die Leute sind glücklich und schwärmen von dem Laden."

Der Wolfratshauser Wirtschaftsreferent Helmut Forster (BVW), der das Ganze mit SPD-Stadtrat Manfred Menke eingefädelt hatte, rekapitulierte noch einmal die Geschehnisse. "Auf einmal stand der Ortsteil Waldram ohne Nahversorger da", sagte er. Viele Jahre lang sei der Supermarkt in der Faulhaberstraße von der Familie Freywald betrieben worden. "Aber sie erklärten sehr deutlich, dass sie Waldram schließen würden, weil er neben ihren Märkten in Benediktbeuern und Kochel nicht wirtschaftlich zu betreiben sei." Daraufhin hätten Menke und er Klaus Heininger in seinem großen Edeka-Markt in Geretsried besucht und versucht, ihn für die Übernahme zu gewinnen. Anfangs sei Heininger wenig begeistert gewesen und habe auf die wirtschaftlichen Risiken und die körperliche Mehrbelastung durch einen zweiten Laden hingewiesen. Kurz danach habe er es sich anders überlegt und mitgeteilt, dass er grundsätzlich interessiert sei. Nachdem auch die Edeka-Zentrale einverstanden war, sei dem Ganzen nichts mehr im Wege gestanden. Obwohl einige Waldramer erst nicht so recht an den Erfolg der Verhandlungen Forsters und Menkes glauben wollten. "Der Markt wird sehr gut angenommen", sagte Forster. "Heiningers Engagement kann gar nicht genug bewundert werden."

Landrat Niedermaier würdigte die Geste der Stadt Wolfratshausen, den für herausragende Leistungen und Aktivitäten vergebenen Wirtschaftspreis ausgerechnet an einen Einzelhändler zu verleihen. "Der Einzelhandel ist ein hartes Geschäft", sagte er. Man habe kaum Freizeit und müsse viel aushalten, zum Beispiel grantige Kunden, wenn um kurz vor acht Uhr abends mal was an frischem Obst ausgegangen sei. Umso beachtlicher die Leistung Heiningers angesichts der Konkurrenz der Discounter ringsum. Das freundliche Lächeln gebe es gratis mit dazu. Der Edeka-Markt sei ein wichtiger Treffpunkt für Waldram. "Er erfüllt eine soziale Funktion."

"Weil ich doch ziemlich sozial eingestellt bin", bekannte Klaus Heininger, 62, auf die Nachfrage, warum er sich denn ohne Zwang einen zweiten Laden ans Bein gebunden habe. Die Schließung des Waldramer Nahversorgers und den Verlust der Arbeitsplätze habe er nicht mit ansehen können. Den Supermarkt habe er gut gekannt, mindestens einmal die Woche habe er dort Besorgungen gemacht. Was ihm damals beim Einkauf durch den Kopf gegangen sei? "Das Sortiment ist zu klein", habe er sich gedacht. "Das Frischeangebot fehlte, die Metzgerei war zu." Trotzdem habe er an die Überlebensfähigkeit geglaubt: "Die Größe der Ladenfläche ist gut, Waren lassen sich dort schön präsentieren." So habe er gleich gewusst, wo er ansetzen müsse. Heininger krempelte den 800 Quadratmeter großen Laden völlig um, eröffnete wieder eine Frischfleischtheke und übernahm die Belegschaft des Vorgängers. Aktionen wie der Steckerlfisch kamen außerdem gut an. Und jüngst wurden die Obstabteilung neu gemacht und das ganze System auf elektronische Preisetiketten umgestellt. "Die Waldramer sind sehr dankbare Kunden", sagte er. Besonders freue es ihn, dass zunehmend auch Familien bei ihm einkaufen würden. Es sind aber auch viele ältere Menschen dabei. "Manche kommen dreimal am Tag."

Von links: Wirtschaftsreferent und Laudator Helmut Forster, Klaus Heininger und Bürgermeister Klaus Heilinglechner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Klaus Heininger, der selbst jeden Tag im Waldramer Edeka steht, ist gebürtiger Geretsrieder. 1975 begann er in der Stadt eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann, "damals noch beim Co op". Später ging er nach München. "15 Jahre Co op, ein Jahr Tengelmann, 15 Jahre Edeka, dann habe ich mich selbstständig gemacht", fasst er seinen beruflichen Werdegang zusammen. 2007 eröffnete er den 1400 Quadratmeter großen Edeka-Markt am Geretsrieder Breslauer Weg, der heuer das 15-jährige Jubiläum feiert. Er ist optimistisch, dass es den Waldramer Edeka noch lange geben wird. Aktuell laufe der Mietvertrag bis 2024, dann steht der nächste Fünf-Jahres-Vertrag mit der Edeka-Zentrale an. "Von meiner Seite aus steht einer Verlängerung nichts entgegen."

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