Reden wir über:Die wirtschaftliche Situation im Landkreis

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Eine schwierige Phase wie in den 1990er-Jahren? Christian von Stülpnagel befürchtet, dass die Baubranche eine große Delle erleben könnte. (Foto: FrankHoermann/imago images)

Die UWW vertritt seit 1974 die Unternehmer im Wirtschaftsraum Wolfratshausen. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Christian von Stülpnagel über die Aufgaben der kommenden Monate.

Interview von Celine Chorus, Wolfratshausen

Christian von Stülpnagel ist seit 2012 Vorsitzender der Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW) und seit 2015 auch Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW). Seinen kleinen Betrieb, der Handel mit elektronischen Bauteilen betreibt, sieht der 70-Jährige als eine Art Blaupause für die wirtschaftliche Situation im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Wenn bei ihm die Auftragslage runtergehe, wisse er, wie es bald auch anderen Betrieben gehen werde: "Bauteile sind immer ein Maßstab dessen, wie es um die wirtschaftliche Entwicklung steht."

Christian von Stülpnagel vertritt als UWW-Chef Unternehmen aus Industrie und Einzelhandel, Banken, Dienstleister, Handwerksbetriebe, Rechtsanwälte, Steuerberater, Medienschaffende sowie Ärzte. (Foto: Hartmut Pöstges)

SZ: Die UWW feiert im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Was muss bis dahin unbedingt noch angegangen werden?

Christian von Stülpnagel: Kleine Wünsche hat man viele, aber ein großer Wunsch ist natürlich, dass die aktuellen Lohnsteigerungen ein bisschen moderater ausfallen. Letztendlich müssen die Betriebe das alles wieder finanzieren. Man muss aber auch zusehen, dass die Baubranche keine zu große Delle erlebt. In dieser Industrie ist jetzt ein Durchhänger zu erwarten. Ich würde mir wünschen, dass die Entwicklung gleichmäßiger abläuft, und nicht immer in diesen Höhen und Tiefen.

Mit welchen Problemen sehen sich die Unternehmen im Wirtschaftsraum Wolfratshausen derzeit konfrontiert?

In der Baubranche geht die Auftragslage zurück, weil die Zinsen zu schnell, zu stark gestiegen sind - das hat niemand verkraften können. Jetzt wird gestoppt, weil keiner weiß, wo es hingeht. Ob die Preise dadurch fallen? Das glaube ich nicht. Es wird sicherlich einen Stillstand geben, aber die Preisentwicklung geht stetig nach oben und auch die Geldentwertung steigt immer mehr. Deswegen wird man in der Baubranche für ein oder zwei Jahre vorsichtig sein. In den 1990er-Jahren war es auch schon einmal schwierig, und ich glaube, in diese Phase kommen wir jetzt erneut.

Wie lässt sich Wolfratshausen als Wirtschaftsstandort erhalten und stärken?

Wir haben zwar eine gute Lage, weil viele Menschen aus Kostengründen die umliegenden Großstädte wie München verlassen. Wenn die Leute draußen wohnen, will man ihnen aber auch in der Nähe einen Arbeitsplatz anbieten können. Inwiefern das für Wolfratshausen nützlich sein kann, ist begrenzt durch den möglichen Spielraum an Gewerbeflächen.

Wie meinen Sie das?

Wolfratshausen hat neun Quadratkilometer Fläche und eine Bebauung von 57 Prozent. Hier ist nicht mehr viel Luft, um sich zu entwickeln. Wir müssen schauen, dass wir mit Geretsried zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, damit wir in dieser Hinsicht weiterkommen. Man muss schon aufpassen, dass man die Industrie in Wolfratshausen behält, aber wir haben keine Flächen mehr.

Wie wird es auf lange Sicht um die wirtschaftliche Situation im Landkreis stehen?

In den Industriebetrieben ist die Philosophie, unabhängig von anderen Ländern zu werden, zu einer neuen Strategieausrichtung geworden. Bislang sollte alles global sein, und jetzt ist es plötzlich wieder national. Was das bedeutet und wo das hingeht, kann ich nicht sagen.

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