An der Alten Floßlände:Knappe Entscheidung für "Eiszeit"

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Nach der Absage vergangenes Jahr soll in diesem Winter in Wolfratshausen wieder Schlittschuhspaß herrschen. Bedenken gibt es wegen Pandemie, Umwelt und Finanzen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Nach der pandemiebedingten Stille im vergangenen Winter soll heuer an der Alten Floßlände in Wolfratshausen wieder das große Schlittschuhvergnügen unter freiem Himmel steigen: Die vierte Wolfratshauser Eiszeit, die im Vorjahr aufgrund des Lockdowns abgesagt wurde, soll vom ersten Adventwochenende bis in den Januar stattfinden. Das hat der Kulturausschuss des Stadtrats am Donnerstag mehrheitlich beschlossen. Es war eine knappe Entscheidung, die im Gremium aufgrund der Pandemielage, des Klimaschutzes und der schwierigen Haushaltssituation umstritten war. Die Bedenkenträger konnten sich am Ende aber nicht durchsetzen.

Das Kulturamt hatte skizziert, wie die Eiszeit heuer stattfinden kann. Demnach ist das im vergangenen Jahr vorgesehene Konzept angesichts der aktuellen Lockerungen zu streng: Es gelten nur noch die 3G-Regeln - Alkoholverbot, Maskenpflicht und Kontaktverfolgung entfallen. Die Eiszeit kann demnach wie im Winter 2019/2020 durchgeführt werden. Das Catering könnten laut Vorschlag der Verwaltung zumindest am Wochenende Vereine übernehmen. Im Haushalt wurden 120 000 Euro Gesamtkosten eingestellt. Der Eintritt soll bei fünf Euro für Erwachsene und drei Euro für Kinder bleiben.

Ein Beschluss war nötig, weil Eisfläche und Schwerlastboden bis 18. Oktober bestellt werden müssen. Peter Lobenstein (Grüne) kritisierte den "Zeitdruck" - und sprach sich gegen die Eiszeit aus. Zwar sei diese eine Gelegenheit, "die Jugend zusammen und nach draußen zu bringen", sagte er. Bei der Zielgruppe im Alter zwischen zehn und 30 Jahren liege die Inzidenz aber bei 400, zudem sei die Eisfläche aus Sicht des Klimaschutzes bedenklich. Ablehnen müsse er aber vor allem wegen der schwierigen Haushaltslage. Um die zu erörtern, geht der Stadtrat Anfang Dezember in Klausur, sämtliche Entscheidungen über Vereinszuschüsse wurden bis dahin zurückgestellt. Das Defizit, das bei der vergangenen Eiszeit 37 000 Euro betragen hat, sei daher nicht zu rechtfertigen, fand Lobenstein. Die SPD habe sich bei der Entscheidung "den Kopf zerbrochen", sagte Manfred Menke. Die Summe der Einwände spreche aber gegen eine Durchführung.

Ulrike Krischke (BVW) erinnerte indes daran, dass der Ausschuss im Frühjahr einstimmig die Durchführung des Fluss-Festivals als "notwendigen Lichtblick" nach dem Lockdown beschlossen habe, dessen Defizit viel höher sei. Dann müsse man auch Ja zur Eiszeit sagen. Die Jugendlichen bräuchten als größte Leidtragende des Lockdowns auch einen Lichtblick. Und Manfred Fleischer (Wolfratsauser Liste) rief den Stadträten ins Gedächtnis, dass sie auch die Eiszeit in diesem Winter bereits beschlossen hätten, nämlich mit der Entscheidung 2020, sie zu verschieben. "Wir sollten Wort halten", sagte er. Dies sei man den Bürgern schuldig. Das fand auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), zumal die Eisfläche auch von den Schulen intensiv genutzt werde. Die schwierige Finanzlage werde die Stadt noch fünf, sechs Jahre beschäftigen. Wenn man diese als Hinderungsgrund heranziehe, werde es "wahrscheinlich nie mehr eine Eiszeit in Wolfratshausen geben". Am Ende stimmte der Ausschuss mit sechs zu vier Stimmen für den Betrieb der Eisfläche diesen Winter. Dagegen waren Lobenstein und Menke sowie Susanne Thomas und Alfred Fraas (beide CSU).

© SZ vom 16.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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