Wolfratshausen und Geretsried:Stillstand im Mittelzentrum

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Die beiden Städte treten trotz großer Nachfrage bei der Entwicklung von Gewerbeflächen auf der Stelle. Bürgermeisterin Irmer kritisiert ihren Kollegen Forster.

Bernhard Lohr

Viele Unternehmer suchen Gewerbeflächen. Doch Geretsried und Wolfratshausen kommen bei der Entwicklung eines gemeinsamen Gewerbegebiets nicht voran. Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) zeigte sich auf SZ-Nachfrage enttäuscht über eine fehlende Bereitschaft in der Nachbarstadt, das Thema zügig anzugehen. Derweil blickt man in Geretsried mit wachsender Ungeduld auf die Ansiedlung eines Baumarkts auf dem Lorenz-Areal. Die Stadt hatte zu diesem Zweck vier Hektar Gewerbefläche in ein Sondergebiet für Fachmärkte umgewandelt. Mancher würde das inzwischen gerne rückgängig machen.

Geretsrieds Wirtschaftsförderer Wolfgang Wittmann erlebt außergewöhnliche Zeiten. Bei ihm stehen die Unternehmer Schlange, die Betriebe erweitern oder neu ansiedeln wollen. Seit zehn Jahren ist er Ansprechpartner fürs Gewerbe. Eine solche Nachfrage nach Flächen habe er seither noch nicht erlebt, sagt er. Für Geretsried kommt dies aber zur Unzeit. Kaum ein privater Grundstückseigentümer wolle verkaufen, sagt Wittmann, und einige kirchliche Grundstücke seien nur in Erbpacht zu bekommen. Und die Stadt selbst habe keinen Quadratmeter Gewerbegrund in der Hand.

Auf den ersten Blick mag das verwundern, schließlich ist Geretsried im vergangenen Herbst mit dem Kauf von 19 Hektar Fläche im Bereich Gelting zum Großgrundbesitzer geworden. Doch frei verfügen kann das Rathaus darüber nicht. Das Grundstück, auf dem das Wellnessbad Spaladin entstehen sollte, ist dafür vertraglich noch bis ins Frühjahr 2013 hinein reserviert. Ohne Zustimmung von Geldgeber Scheich Adnan Zainy kann dort nichts anderes passieren.

Bei den übrigen Grundstücken ist die Lage nicht einfacher. Sie befinden sich auf Wolfratshauser Flur, so dass Irmer dort auf den guten Willen ihres Bürgermeisterkollegen Helmut Forster angewiesen ist. Das Verhältnis der beiden scheint wegen des fortdauernden Streits um die Verlängerung der S 7 bei Fortbestehen der Bahnschranke in Wolfratshausen an einem Tiefpunkt angelangt zu sein. Laut Irmer hat es Forster trotz mehrerer Vorgespräche abgelehnt, im Kooperationsausschuss der beiden Stadträte über ein gemeinsames Gewerbegebiet zu reden. Diese Haltung sei "nicht nachvollziehbar".

Unabhängig davon wachsen in Geretsried die Zweifel, ob es Bauunternehmer Reinhold Krämmel als Grundstückseigentümer noch gelingt, einen Baumarkt auf dem Lorenz-Areal anzusiedeln. Seit August 2011 gibt es dort Baurecht, ohne dass etwas passiert ist. Der Wirtschaftsreferent des Stadtrats, Volker Reeh (CSU), hofft nach eigenen Worten nach wie vor auf den Markt, ebenso Bürgermeisterin Irmer, die sagt, das Vorhaben lohne jede Anstrengung.

Doch Reeh kann sich angesichts knapper Gewerbeflächen auch gut vorstellen, dort wieder solche Areale auszuweisen. Die Zustimmung im Stadtrat wäre sicher, sagt er. Wirtschaftsförderer Wittmann hätte jedenfalls eine Verwendung für die 40 000 Quadratmeter. Es würden Flächen in allen Größen gesucht, sagt er. Die Stadt habe "gutes Potential" für Gewerbeansiedlungen. Dies sollte man nutzen, bevor es zu spät sei.

© SZ vom 30.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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