In Wolfratshausen könnte eine größere Container-Unterkunft für Geflüchtete entstehen. Auf einem Grundstück im Gewerbegebiet könnten bis zu 144 Personen unterkommen. Dass sich die Planungen dafür konkretisieren, bestätigt das Landratsamt auf Nachfrage. Trotzdem dürfte damit die Farcheter Mehrzweckhalle noch länger Unterkunft für Geflüchtete bleiben. Denn bis die Container auf dem Privatgrundstück im Wolfratshauser Gewerbegebiet bezugsfertig sein könnten, rechnet das Landratsamt mit neun bis zwölf Monaten. Zudem müsse der private Investor, der das Vorhaben umsetzen will, erst noch einen Bauantrag stellen. Über diesen müssten der Wolfratshauser Bauausschuss und der Stadtrat entscheiden.
Derzeit will das Landratsamt die Angaben zum Standort der geplanten Containerunterkunft in Wolfratshausen bewusst allgemein halten. So wolle die Behörde vermeiden, dass das Projekt frühzeitig scheitere, erklärt ein Sprecher. Häufig formiere sich nämlich großer Widerstand gegen geplante Unterkünfte, sobald eine konkrete Adresse öffentlich werde. Das schrecke Investoren ab.
Bei dem Grundstück im Gewerbegebiet handelt es sich um eine der drei Flächen, welche die Stadt Wolfratshausen der Kreisbehörde vor Monaten als Unterkunftsstandorte vorgeschlagen hat. Alle drei sind in Privateigentum. Laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) hat einer der Eigentümer sein Angebot mittlerweile zurückgezogen. Für eines der Grundstücke laufe der Abwägungsprozess.
Der BCF fordert die Mehrzweckhalle für Sport zurück
Hintergrund der Vorschläge war es, alternative Unterbringungsmöglichkeiten für die Kreisbehörde aufzuzeigen. So wollte die Stadt erreichen, dass die Farcheter Mehrzweckhalle wieder für den Vereinssport frei wird. Das hatte der Ballspielclub Farchet (BCF) erst Mitte Oktober bei einer Demonstration gefordert. Weil die Halle seit eineinhalb Jahren als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, fürchtet der Sportverein, dem damit seine zentrale Trainingsstätte fehlt, um seine Existenz.
Laut Bürgermeister Heilinglechner hat die Stadt Landrat Josef Niedermaier (FW) eigentlich das Versprechen abgerungen, die Geflüchteten aus der Halle zu verlegen, sobald alternative Unterkunftsmöglichkeiten realisierbar seien. Dass der Landrat selbst unter Druck stehe, weil andere Kommune die Solidarität vermissen ließen und keine Unterkunftsstandorte meldeten, verstehe er. "Der Landkreis muss die Geflüchteten in irgendeiner Weise unterbringen", sagt Heilinglechner.
In der Nachbarkommune Geretsried hat der Stadtrat gerade erst geschlossen abgelehnt, ein Containerdorf im Gewerbegebiet Gelting-Ost errichten zu lassen. Das hatte das Gremium damit begründet, dass Geretsried aktuell 695 Personen und damit fast ein Fünftel aller im Landkreis betreuten Flüchtlinge aufgenommen habe. Die Kommune beherberge deutlich mehr Personen, als nach offizieller Quote gefordert seien.
Generell beherbergen die drei Städte im Landkreis überproportional viele Geflüchtete. Inwiefern sich das auf eine Entscheidungsfindung in Wolfratshausen auswirken könnte, darüber will Bürgermeister Heilinglechner nicht spekulieren.