Neunte Veranstaltung dieser Art in Wolfratshausen:"Wer kennt die Kunstmeile?"

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Raum für Kunst, gibt´s. Aber das Publikum fehlte auch beim Halbzeitevent der Kunstmeile in Wolfratshausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Kurzfristig angesetztes Event zur Halbzeit verpufft. Die Ausstellenden reagieren pragmatisch-ironisch bis entsetzt.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Es war der Versuch, der neunten Kunstmeile Wolfratshausen doch noch Leben einzuhauchen: Für Freitagnachmittag hatte der Verein "Lebendige Altstadt" (LAW) und der Werbekreis Einkaufstadt Wolfratshausen (WK) zur Halbzeit der noch bis 8. Oktober dauernden Veranstaltung einen Kunstnachmittag mit Straßenmusikbegleitung ausgerufen. "Im kleinen Rahmen wollen wir Nähe schaffen, zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Künstler und Bürger, zwischen Du und Du", war es formuliert.

Für die meisten Ausstellenden indes blieb es beim Selbstgespräch statt eines Dialogs. Zumindest in den ersten anderthalb Stunden fehlte das kunstinteressierte Publikum zumeist. Künstlerinnen und Künstler warteten geduldig, obschon vergebens, gespendete Schnittchen auf Tabletts welkten vor sich hin. Liedermacher Jan Wannemacher spielte Musik, seine Rufe "Wer kennt die Kunstmeile?" verhallten indes.

Karl Georg Nicklbauer wartet auf Gesprächsinteressierte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gäste zählt das Rathaus-Café - eines von rund zwei Dutzend Geschäften, die heuer an der Kunstmeile teilnehmen, an diesem sonnigen Nachmittag durchaus - draußen, bei Eiskaffee und Kuchen. Innen sitzt Karl Georg Nicklbauer allein. "Mei, ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln", sagt der Tölzer Maler. Er schätze sich glücklich, nicht vom Verkauf seiner Bilder leben zu müssen, sonst sähe es "finster" aus. "Ich kenne Kollegen, die kleben selber einen roten Punkt drauf, weil das der Seele guttut."

Linda Jatho-Hölzl (li.) und Christa Ocker haben erst einen Tag vor Eröffnung erfahren, wo sie ausstellen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein paar Häuser weiter warten Christa Ocker und Linda Jatho-Hölzl darauf, dass jemand ihre Werke im Modegeschäft Boodevaar entdeckt und ins Gespräch kommen will. "Nix. Absolut gar nix", antworten beide auf die Frage, ob Nachfrage herrsche. Ocker hat bereits an früheren Kunstmeilen teilgenommen, doch diesmal sei die Organisation "wirklich unglücklich" gelaufen. Jatho-Hölzl ist das erste Mal dabei - und entsetzt. "Ich habe auf keine einzige E-Mail eine Antwort erhalten." Erst einen Tag vor Eröffnung sei ihnen überhaupt mitgeteilt worden, wo sie ausstellen sollten. "Letztlich haben wir dann alles alleine mit Frau Boodevaar geklärt", sagt Jatho-Hölzl. Sie habe zuvor sogar ihre Mithilfe an der Organisation angeboten: "Ich versuche schließlich, hier als Künstlerin einen Fuß in die Tür zu kriegen." Doch auf dieses Angebot sei nicht eingegangen worden. Ob sie beim nächsten Mal an der Kunstmeile teilnehmen, lassen sie offen: "Wir lassen uns mal überraschen, was personell passiert."

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