Wolfratshausen:Kreisklinik setzt auf Wachstum

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Trotz des scharfen Wettbewerb am Gesundheitsmarkt: Das Wolfratshauser Krankenhaus steigert seine Rentabilität und baut seine Fachgebiete aus. Geplant ist vor allem ein neues Bauchzentrum.

Klaus Schieder

Mit einer guten Grundversorgung ist es nicht mehr getan: Die Kreisklinik Wolfratshausen sieht Geschäftsführer Hubertus Hollmann zwar gut aufgestellt, das Haus werde sich jedoch einem "harten Verdrängungswettbewerb" stellen müssen, sagte er am Mittwoch in seinem Bericht vor dem Kreistag. "Es werden nur Kliniken Erfolg haben, die ihre Prozesse weiterentwickeln und ihr Angebotskonzept optimieren können." In Wolfratshausen ist unter anderem geplant, die Fachgebiete Gastroenterologie, Pneumologie und die Palliativmedizin auszubauen, ein Bauchzentrum zu etablieren und die Intensivstation neu zu strukturieren.

Gastroenterologe Thomas Riedel (rechts) mit Schwester Sylvia Gärtner bei einer Untersuchung mit dem Endoskop. Seinen Fachbereich will die Kreisklinik ebenso ausbauen wie die Lungenheilkunde und die Palliativmedizin (Foto: WOR)

Das laufende Jahr bezeichnete Hollmann als unspektakulär. "Wir hatten Planungssicherheit", sagt er. Allerdings erwartet der Geschäftsführer, dass die Lage nicht so ruhig bleiben wird. Das GKV-Reformgesetz von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler werde Kürzungen für die Kliniken bringen. Die Krankenhäuser bekämen dann zusätzlich vereinbarte Leistungen nicht mehr ganz, sondern nur noch zu 70 Prozent bezahlt, erklärte der Geschäftsführer.

Die Wolfratshauser Klinik hat nach seinen Angaben die Fallzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert - von 6292 im Jahr 2007 bis auf etwa 7500 in diesem Jahr. Dies seien fast 26 Prozent mehr, "ein durchaus guter Trend", wie Hollmann kommentierte. Für 2011 peilt er ein weiteres Wachstum auf etwa 7800 an. Die Fallzahlen sind dem Geschäftsführer zufolge ein "guter Indikator für die Zukunftsfähigkeit einer Klinik", ihr Anstieg sei aber nur möglich, wenn das Haus qualifiziertes Personal bekomme.

Wichtig seien beispielsweise Chefärzte mit "kompletter Weiterbildungsermächtigung", sowohl für die innere Abteilung wie auch für die Chirurgie. Die Situation im Bereich Pflege sei diffizil, so Hollmann, doch in Wolfratshausen "haben wir derzeit fast alle Stellen besetzt". Die Kreisklinik sei attraktiv, "das glaube nicht nur ich, sondern auch unsere Mitarbeiter".

Auch die Umsatzrentabilität ist gewachsen - von 2,6 Prozent im Vorjahr auf etwa 3,5 bis vier Prozent. "Das ist für uns ausreichend, aber wir haben noch ein wenig Kapazität nach oben", sagte der Geschäftsführer. Zum Vergleich: Privatkliniken liegen im Schnitt bei acht bis neun Prozent. Dort, so Hollmann, gälten aber auch andere Tarifmodelle für die Belegschaft. Die Kooperation mit niedergelassenen Ärzten soll an der Kreisklinik ausgebaut werden. Der Geschäftsführer hofft, dass sich demnächst ein Onkologe nahe am Krankenhaus ansiedelt. In der Abteilung Gynäkologie wird ein weiterer Belegarzt voraussichtlich vom 1. Dezember an tätig sein. Was Hebammen anbelangt, sei die Lage "nach wie vor schwierig", berichtete Hollmann.

Kreisrat Michael Prosinger (Ausschussgemeinschaft) bedauerte, dass eine Umsatzrentabilität von 2,6 Prozent weit von dem entfernt sei, was Landrat Josef Niedermaier (FW) einst avisiert habe. Matthias Richter-Turtur monierte, dass die Zielplanung bei den Fallzahlen für die Chirurgie offenbar reduziert worden sei. Hollmann gab zu, dass diese anfangs "etwas blauäugig" angesetzt worden waren. 2011 wolle man hier 2800 Fälle erreichen. Franz Xaver Sailer (Grüne) äußerte die Befürchtung, dass die "Produktivitätssteigerung" der Klinik zu einer Mehrbelastung des Personals führe. Dies verneinte der Geschäftsführer.

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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