Podium im Krämmel-Forum:"Eine einzige schnelle Lösung gibt es nicht"

Lesezeit: 2 min

Podium im Krämmel-Forum (von links): Reinhold Krämmel, Stefan Drexlmeier, Andreas Ross, Walter Huber, Constantin Popp, Jan Dühring und Max Suter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Unternehmer diskutieren in Wolfratshausen über die Möglichkeiten regionaler Energieversorgung in Zeiten der Krise.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Wie lässt sich die Energieversorgung für die Region Oberland in der aktuellen Krise sicherstellen, welche Fehler der Vergangenheit dürfen sich auf keinen Fall wiederholen und: Welche technischen Varianten sind am ehesten geeignet, auch auf regionaler Ebene zu einer Lösung der Versorgungsprobleme beizutragen? Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Energieversorgung in der Region Oberland" versammelten das Wirtschaftsforum Oberland, die Industriegemeinschaft Geretsried und die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen nun gemeinsam Fachleute und Führungskräfte aus der gesamten Region im Wolfratshauser Krämmel-Forum, um diese Fragen zu klären. Gastgeber war der Bauunternehmer Reinhold Krämmel, der auch gleich als engagiertester Debattenredner auf trat.

"Wir werden kontrovers diskutieren", hatte Krämmel schon vorab prophezeit - und die Thesen, mit denen er hervortrat, waren denn auch sehr pointiert gegen Bürokratie, Technologiefeindlichkeit und gegen ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis gerichtet. "Was wir brauchen, ist ein Paradigmenwechsel", erklärte Krämmel zum Stichwort Kernkraft. Wenn davon die Rede sei, neigten die Grünen "sofort zu Schnappatmung". Es müsse aber möglich sein, über alle möglichen Varianten der Energieversorgung unvoreingenommen zu diskutieren.

Das Publikum verfolgt eine kontroverse Diskussion. (Foto: Hartmut Pöstges)

Als Hauptproblem bewertete Krämmel weniger die Menge an produziertem Strom als vielmehr den Mangel an Speichermöglichkeiten. In diesem Kontext mochte er auch Pumpspeicherwerke nicht ausschließen. Projekte, wie in der Gemeinde Jachenau 2014 am Jochberg geplant, könnten dazu beitragen, Stromschwankungen auszugleichen, sagte er. Allein auf erneuerbare Energien zu setzen, ist für Krämmel aber nicht entfernt ausreichend. "Da dürfen wir uns nicht von den Medien belügen lassen." Als eine Ursache für die bestehende Misere machte Krämmel aus, "dass die Wasserstofftechnologie hierzulande ein Hungerdasein führen" müsse. Wichtig sei es aber, "Innovationen zuzulassen", und dabei sei der Kapitalismus nicht das Problem, sondern die Lösung. "Wir müssen zurück zur Marktwirtschaft, in der allein Investitionen und neue Projekte realisierbar werden."

Eine dominante Rolle spielte das Thema Grüner Wasserstoff in der Diskussion auch bei den Podiumsgästen. "Da haben wir 20 Jahre verschlafen", hieß es, denn Solaranlagen gepaart mit Wasserstofftechnologie seien "ein Modell für die Zukunft". Er sei "ein Riesenfan von Wasserstoff", bekannte beispielsweise Podiumsgast Constantin Popp, technischer Projektleiter für Erneuerbare Energien der ecobility GmbH. Für eine speziell auf den Geretsrieder Bedarf zugeschnittene lokale Lösung der Energiefrage sprach sich Jan Düring, der Leiter der Geretsrieder Stadtwerke, aus - in Form einer Fernwärmeversorgung. "Eine einzige schnelle Lösung gibt es für uns leider nicht", so Döring, der auf die Probleme mit der Geothermie verwies. Im Blick habe man natürlich die hohen Investitionskosten für die Bohrungen, die im Millionenbereich angesiedelt seien. "Das ist kein Pappenstiel, und die Bohrungen dauern jeweils Monate." Insgesamt aber, so Düring, versuche man sich mit der Geothermie als einem dritten Ansatz. "Wir haben noch Chancen und streben bei der Fernwärmeversorgung nach einer lokalen Lösung."

Mit welchen Problemen es das Handwerk zu tun habe, schilderte eindringlich Ludwig Schmid, Chef eines Geretsrieder Bäckerei- und Cateringdienstes mit mehreren Filialen im Landkreis. Er müsse drei Öfen mit verschiedener Energieversorgung betreiben, um mögliche Stromschwankungen auszugleichen, sagte er. Die Zukunft seines Metiers sieht Schmid in der aktuellen Energiekrise relativ düster. Ein Backstück, das jetzt noch für einen Euro zu haben sei, werde aufgrund der steigenden Energiekosten bald 1,50 Euro kosten. Wenn die Krise "bei den Kleinen ankommt", werde die Versorgung mit einem Grundnahrungsmittel künftig den Großunternehmen überlassen. "Denn ein Bäcker, der einmal zugemacht hat, macht nie wieder auf."

Allzu pessimistisch mochte sich die Diskussionsrunde dann aber doch nicht verabschieden. Die Podiumsgäste stimmten jedenfalls Krämmels These zu, "dass die Krise auch eine Chance ist".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: