Wolfratshausen:Baden ja - aber nur inoffiziell

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Das Gesundheitsamt will das Schwimmen in der Loisach verbieten, falls die Floßlände zum Flussbad erklärt wird. Bürgermeister Forster rudert zurück.

Matthias Köpf

Die Wolfratshauser CSU zeigt sich unbeeindruckt von den Einwänden des Tölzer Gesundheitsamts und hält an ihrer Idee für ein Flussbad an der alten Floßlände fest. Bürgermeister Helmut Forster (BVW) will den Vorschlag dagegen zwar nicht ganz zu den Akten legen, denkt aber nach eigenen Worten inzwischen aber eher an eine ausgebaute Liegewiese mit Bademöglichkeit auf eigene Gefahr. Dazu greift er eine Idee der Architektengruppe wieder auf, die für den Altstadtverein LAW Vorschläge für die Gestaltung des östlichen Loisachufers gemacht hat.

Die Architekten hatten der Stadt neben Sitztreppen nahe des Sebastianistegs auch vorgeschlagen, der Uferwiese an der alten Floßlände mit einer Kiesschicht einen festen und trockenen Untergrund zu geben, da sie nach Veranstaltungen bisher oft eher einem Acker gleicht. Forster hatte diese Anregung vor einigen Monaten als überflüssig zurückgewiesen, sieht sie nun aber als Möglichkeit an, die Floßlände zu einer angenehmeren Liegewiese zu machen.

Die Architekten-Vorschläge würden derzeit vom Wasserwirtschaftsamt geprüft, die Signale seien positiv. Sanitäre Einrichtungen gibt es am anderen Ende der Johannisbrücke, so dass einem Bad an der Loisach wenig mehr entgegen stünde als die Bedenken von Gesundheitsamtsleiter Franz Hartmann. Die allerdings will Forster fürs Erste akzeptieren und auf das Ausweisen eines offiziellen Badeplatzes verzichten.

Der CSU-Vorsitzende Manfred Fleischer dagegen widerspricht dem Leiter des Gesundheitsamts. Die Loisach habe eine hervorragende Wasserqualität, sagt Fleischer und beruft sich auf sein Amt als Vorsitzender des Abwasserzweckverbands, der an der Kläranlage in Weidach regelmäßig Proben ziehe. Außerdem gelte die Isar als Badegewässer - und zwar auch unterhalb der Loisachmündung bei Wolfratshausen. "Eine wundersame Reinigung am Georgenstein" halte er für unwahrscheinlich, sagt Fleischer mit Blick auf die Isarschwimmer in München.

Hartmann entgegnet, dass die Behörden auch die Isar nicht zum Baden empfehlen. In Lenggries leitet die erste Kläranlage Abwässer in den Fluss, was ihn zum "Vorfluter" und mithin zum Baden grundsätzlich ungeeignet mache. Keine Kläranlage könne Fäkalien oder Medikamentenrückstände restlos beseitigen, was auch für die Klärwerke an der viel stärker belasteten Loisach gelte.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit führt die Isar in seinen Veröffentlichungen zwar als Ausnahme unter den Flüssen. Empfehlen wolle man das Baden aber auch in der Isar nicht, sagt Claudia Schuller von der Erlanger Behörde. Nach ihren Angaben müssen ausgewiesene Badeplätze die Vorgaben der EU-Badegewässerverordnung erfüllen. Wer einen Badeplatz ausweise, müsse auch die Haftung für Gesundheitsschäden übernehmen.

Flüsse, die neben ihrer Eigenschaft als Vorfluter einem kaum kontrollierbaren Schadstoffeintrag etwa bei Regen ausgesetzt seien, können laut Schuller in Bayern per Gesetz keine EU-Badegewässer sein, was auch für die Isar gelte. Wer in einem Fluss schwimme, tue das immer auf eigenes Risiko, wenngleich dieses an der oberen Isar kleiner sein möge als anderswo.

Das Schwimmen auf eigene Gefahr will Hartmann in der Loisach weiterhin dulden, obwohl gerade im Wolfratshauser Stadtgebiet an zehn Stellen Oberflächenwasser von den Straßen in den Fluss geleitet werde, was alle Bad-Pläne vollends inakzeptabel mache. Sollte aber ein Flussbad oder ähnliches entstehen, so werde er das Baden dort sofort verbieten.

© SZ vom 07.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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