Tölzer Stadtrat:Wochenmarkt kehrt in Fußgängerzone zurück

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Der große Wochenmarkt, der in Bad Tölz immer mittwochs stattfindet, zieht aus Sicherheitsgründen zurück in die Fußgängerzone. (Foto: Manfred Neubauer)

Wegen Sicherheitsbedenken revidiert das Gremium mehrheitlich den Beschluss, die Stände auf den umgestalteten Jungmayrplatz zu verlegen. Der Bauernmarkt bleibt im Altstadtteil Gries.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der große Wochenmarkt zieht zurück in die Marktstraße, der kleine Bauernmarkt bleibt auf dem Jungmayrplatz: Mit 17 zu fünf Stimmen hat der Tölzer Stadtrat die Entscheidung revidiert, künftig beide Märkte auf dem umgestalteten Platz im Altstadtteil Gries stattfinden zu lassen. Der Grund dafür sind sicherheitsrechtliche Probleme. Käme es zu einem Notfall, könnte der Wochenmarkt mit seinen zwölf Ständen dort nicht rasch genug abgebaut werden. Die Variante, ihn zu verkleinern und auf dem Jungmayrplatz zu belassen, lehnte der Stadtrat mit drei Gegenstimmen ab. Der nur halb so große Bauernmarkt findet weiterhin im Gries statt.

Ende April hatte der Kur- und Tourismusausschuss mit hauchdünner Mehrheit beschlossen, die zwei Märkte in das Altstadtviertel neben der Fußgängerzone zu verlegen. Damit sollte dort auch der Einzelhandel nach der Sanierung gestärkt werden. Die Fieranten und die Geschäftsleute in der Marktstraße sahen dies hingegen mit Verdruss. In der Zwischenzeit begutachteten jedoch Vertreter der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und des Ordnungsamtes die Situation während des Wochenmarktes am Jungmayrplatz. Dabei fanden sie massive Mängel: Es gibt keinen durchgängigen Rettungsweg, die Haustüren sind bei einem Einsatz nur schwer zu erreichen, die Feuerwehr hat keinen Platz, um ihre Drehleiter aufzustellen.

"Das hätte man besser machen können", räumt Bürgermeister Mehner ein

Die Kritik hat die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung kalt erwischt. Schließlich wurde der Markt dort bereits bis 2018 abgehalten, ehe die Umgestaltung begann. Überdies fand er auch während des Christkindl- und des Ostermarktes im Gries statt. Das fehlende Sicherheitskonzept beim Beschluss im April bezeichnete Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) gleichwohl als Manko: "Das hätte man besser machen können." Außerdem hatte Martin Harrer (FWG) bereits im April auf dieses Defizit hingewiesen.

Elf der zwölf Fieranten, die regelmäßig am Wochenmarkt teilnehmen, reihen sich mit ihren Ständen und Aufbauten lückenlos auf einer Länge von 83 Metern aneinander. Schaffe man Platz für die nötigen Rettungswege, stünden aber nur etwa 65 Meter zur Verfügung, rechnete die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier vor. Der zwölfte, der einen Stand von 16 Metern Länge hat, befindet sich am nahen Fritzplatz. Würde man den Wochenmarkt reduzieren, fielen vermutlich vier bis fünf Stände weg, so Frey-Allgaier.

Der neu gestaltete Jungmayrplatz in Bad Tölz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das lehnten die meisten Stadträte ab. Michael Ernst (SPD) äußerte wie Andrea Niedermaier (FWG) die Befürchtung, dass ein Wochenmarkt in reduzierter Form im Gries "in Zukunft komplett stirbt". Dies sah auch Karsten Bauer (CSU) so. Sein Vorschlag: Der Jungmayrplatz solle besser durch Kleinkunst, alternative Märkte und Ähnliches belebt werden. Für Richard Hoch (Grüne) ist ein attraktiver Markt in der Fußgängerzone nötig, um dort die Besucherfrequenz zu erhöhen. Willi Streicher (SPD), der bislang fürs Gries war, zeigte sich "ein bisschen traurig". Aber: Das Sicherheitsgutachten sei "eindeutig", sagte er.

Dagegen unternahm Toni Kollmeier (Grüne) den Versuch, den knappen Beschluss des Kur- und Tourismusausschusses zu retten. Seine Idee: Vielleicht könne man manche Stände vom Wochenmarkt, der am Mittwoch stattfindet, auf den Bauernmarkt am Freitag verlegen. Ähnlich äußerte sich Matthias Winter (CSU), der eine Trennung nach Sortimenten empfahl. Dem widersprach Frey-Allgaier. Zum einen, "weil der Bauernmarkt mit sechs Standbetreibern an seiner Grenze angekommen" sei. Zum anderen, weil er nicht von der Stadt, sondern privat organisiert werde, sagte die stellvertretende Kurdirektorin. Ulrike Bomhard (FWG) verwies darauf, dass ohnehin ein Obststand in der unteren Marktstraße nahe der Klammergasse stehe. "Kann man da nicht den großen von unten dazutun?", fragte sie. Dies verneinte Mehner. Dann würden die Märkte zu sehr auseinandergerissen, sagte der Bürgermeister. Außerdem gäbe es keinen Sichtbezug mehr.

"Da muss ordentlich nachgearbeitet werden", fordert Stadtrat Mayer

Während des Christkindl- und des Ostermarktes muss der Wochenmarkt allerdings auch künftig außerhalb der Fußgängerzone stattfinden. Darauf verwies Anton Mayer (CSU). Da der Jungmayrplatz nicht mehr in Frage komme, müsse erst einmal geklärt sein, welche alternativen Standorte im Stadtzentrum für diese Zeit möglich wären - "da muss ordentlich nachgearbeitet werden". Sein Antrag, einen Beschluss bis dahin zurückzustellen, wurde jedoch mit 16 zu sechs Stimmen abgelehnt. Wie Bürgermeister Mehner auf Nachfrage sagte, habe die Stadt solche Ausweichflächen schon im Blick. Allerdings müssten auch dort zunächst die Sicherheitsaspekte geklärt sein, ehe man weitere Gespräche führe, etwa mit Anwohnern.

Gegen die Rückkehr des Wochenmarkts in die Fußgängerzone votierten am Ende nur Christof Botzenhart, Julia Dostthaler (beide CSU), Toni Kollmeier und Johannes Gundermann (beide Grüne) sowie Ulrike Bomhard (FWG).

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