Konzertkritik:Energieerzeugung auf der Bühne

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"Elysion Deluxe" beim Open-Air-Konzert am Walchenseekraftwerk. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Elisabeth Danzer und Sonja Schroth liefern mit musikalischer Verstärkung als "Elysion Deluxe" einen gelungenen Abschluss der Open-Air-Konzerte am Walchenseekraftwerk.

Von Anja Brandstäter, Kochel am See

"Am Kochelsee, da is' so schee", singt nach fast dreistündigem Konzert das Publikum, animiert von Elisabeth Danzer und Sonja Schroth. Normalerweise sind die beiden ein Duo und nennen sich S' Elysion. An diesem Abend aber haben sie sich Verstärkung geholt: Elysion Deluxe heißt die Formation, ergänzt um den Gitarristen Sebastian Schwarzenberger, den Blues-Harpinisten Ferdl Eichner, den Bassisten Peter Koller und Schlagzeuger Bernhard Schweinberger. Es ist der letzte Abend der diesjährigen Open-Air-Konzerte am Walchenseekraftwerk. Die musikalische Energie ist in Fülle auf das Publikum übergesprungen, nur der Sommer hat an diesem Freitag eine Pause eingelegt. Pünktlich zu Konzertbeginn hatte der Regen jedoch aufgehört.

Etwa 200 Zuhörer feiern die Formation am Schluss mit Standing Ovations. Erst nach drei Zugaben verabschieden sich die Musikerinnen und Musiker. Elisabeth Danzer und Sonja Schroth singen selbst komponierte Lieder über die Kuriositäten des Lebens in bayerischer Mundart und begleiten sich an Gitarre und Akkordeon. Ihre Lieder sind tief in die Herzen eingedrungen. Die beiden haben die Schönheit der Natur am Walchensee besungen, sich über den Don Juan aus Tölz lustig gemacht, den schönsten Mann im Isartal, haben vom Urlaub dahoam gesungen - "aber dann wären sie alle am Walchensee" - oder über die Partnersuche auf Online-Dating-Portalen: "Das ist wie im Otto-Katalog, man sucht sich jemanden aus und wenn er einem nicht gefällt, schickt man ihn wieder zurück."

Industriedenkmal vor Bergkulisse

Danzer und Schroth bedienen sich einer musikalischen Bandbreite von Folk, Rock, Blues bis Funk. Vielen der Konzertbesucher sind die Lieder aus dem Radio bekannt: Der Bayerische Rundfunk hat S'Elysion bereits entdeckt. Es ist ein gelungener Abend an einem spektakulären Veranstaltungsort, von dem die markanten Rohrleitungen zum Wasserschloss emporsteigen. Das geschützte Industriedenkmal vor der Bergkulisse ist fast 100 Jahre alt und erzeugt Energie in rauen Mengen: rund 300 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Ganz leise hört man die Turbinen im Hintergrund summen. "Das Konzert ist klimaneutral", frotzelt Elisabeth Danzer. Zuvor hatte sie empfohlen: "Stellt Euch vor, das Turbinenrauschen ist das Meeresrauschen" - und das Publikum auf eine Reise nach Griechenland mitgenommen, wo die Stimmung international ist: "Ouzo löst die Grenzen auf".

Grenzenlos war es auch beim Titel "Schwebend": "Meine Sicherheiten sind verschwunden." Die Liedermacherinnen haben die Sehnsucht nach einer einsamen Insel besungen: "Schee is scho" - aber was, wenn das Knie wehtut? An anderer Stelle machten sie sich über eine junge Blondine lustig, die mit einem 85-jährigen Porschefahrer liiert ist. "Er ist richtig alt", sangen sie. "Wie wird man stressfrei reich? Doch lange wird es nicht mehr dauern, dann gehen die Lichter aus."

1800 Besucher kamen dieses Jahr zum Festival

Der überdachte Vorplatz des Besucherzentrums am Walchenseekraftwerk hat sich zum dritten Mal nach 2021 und 2022 in eine Kulturarena verwandelt und bietet dafür eine perfekte Infrastruktur. Geschützt vor Regen sitzen die Zuhörer unter einer Glas-Betonkonstruktion. Professionelle Bühnentechniker liefern einen ausgewogenen Sound und passende Lichteffekte.

Die Veranstalter sind zufrieden - mit dem Abschlusskonzert von S'Elysion und dem gesamten diesjährigen Festival. Sabine und Stefan Pfister, die in Lenggries die Kulturbühne Kleinkunst & Kultur (KKK) betreiben, haben insgesamt 1800 Gäste verzeichnet. Dazu trug insbesondere die "Abba-Night" am 2. Juli bei, die 500 teils kostümierte Besucher anlockte.

Theodoros Reumschüssel, Sprecher Wasserkraft bei Uniper und Initiator des Festivals, ist begeistert vom Zuspruch. "2020 war es ganz öde hier", erinnert er sich. "Es kamen pandemiebedingt keine Besucher. Wir wollten einen Beitrag zum touristischen Angebot leisten und auch Künstlern eine Bühne bieten. 2021 und 2022 haben wir die Corona-Regeln eingehalten - und jetzt hat es so viele Besucher angezogen", freut er sich. Er will die Open-Air-Konzertreihe mit sechs Veranstaltungen auch im kommenden Jahr fortführen.

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