Wahlkampf in Geretsried:"Reale Träume"

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Am Stammtisch der CSU werden eigene Visionen entfaltet und jene der Gegner als unwirklich verworfen.

Von Felicitas Amler

"Ich möchte nicht Politik für irgendwelche Mustermänner machen": Michael Müller. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wer in diesen Wochen einen Lokalpolitiker auf die Kommunalwahl im März 2014 anspricht, erhält fast immer dieselbe Antwort: Jetzt mal langsam, erst bringen wir Landtags- und Bundestagswahl hinter uns, dann sehen wir weiter. Einer ist da ganz wie der Slogan seiner Stadt: "einfach anders". Der Geretsrieder CSU-Bürgermeisterkandidat Michael Müller bringt schon seit Monaten sein Wahlprogramm unter die Menschen. Genauer gesagt: Er nutzt Monat für Monat den Stammtisch seiner Partei dazu. Und diesen Sonntag hat er dort im Wortsinn mit dem Kampf um die Wahl begonnen. Sein Gegner in Abwesenheit: Robert Lug, Bürgermeisteraspirant der Freien Wähler. Einer, über den Müller sagt, er stehe "für die Politik von gestern" und sei in mancher Hinsicht "sehr einfach gestrickt". Aufhänger des CSU-Kandidaten für diese Watschn war das Thema Eisstadion.

Über die Zukunft des Eissports - der in Geretsried zwar ein Stadion hat, aber eines ohne Dach - macht sich ein vergangene Woche beschlossener Arbeitskreis Gedanken. Eine Sanierung und Überdachung des Stadions ist im Gespräch. Lug allerdings hatte schon im Vorfeld verkündet, er sei für ein völlig neues Eisstadion auf der Böhmwiese. Dies sei Politik von gestern, sagte nun Michael Müller, der seine eigenen Pläne und Ideen modern nennt. Er wolle nicht "irgendwelche goldenen Paläste auf der grünen Wiese" versprechen. Zwar bekenne er sich zum Eissport, aber der sei "für die Sportstadt Geretsried nicht alles".

Und dann entfaltete Müller sein Konzept für eine familiengerechte Sportstadt, wobei er immer wieder verbal dem FW-Kontrahenten in die Rippen stieß. Der hatte sich vor zwei Wochen mit einem spielerischen Modell als Kandidat präsentiert: am Beispiel zweier fiktiver Geretsried namens "Erika und Max Mustermann", die er an allem teilhaben ließ, was sein Wahlprogramm verspricht - ausreichend Wohnungen, Schulen, ein Kino, eine Multifunktionshalle . . .

"Ich möchte nicht Politik für irgendwelche Mustermänner machen", rempelte Müller am Sonntag ein ums andere Mal. Er habe vielmehr "die Geretsriederinnen und Geretsrieder" im Blick. Die will er mit einem "Netzwerk Sport-Bewegung-Gesundheit" gewinnen. Das fängt nach Müllers Konzept ganz früh an, indem man "allgemeine Bewegungserziehung im Kindergarten implementiert". Dabei gehe es ihm um sportliche Förderung genauso wie um Talentsuche. Dazu müsse auch das Sportamt der Stadt aufgewertet werden. Sobald das Hallenbad verlegt ist, könne man dessen bisheriges Gelände zu einem "Familien-Sportpark" umgestalten. Sein Ziel jedenfalls sei: "Weg von der Klientelpolitik, hin zu einer Politik für alle Geretsriederinnen und Geretsrieder."

CSU-Vorsitzender Ewald Kailberth sagte am Sonntag: "Man merkt auch, es ist Wahlkampf." Natürlich zielte er damit nicht auf den eigenen Kandidaten. Auch er meinte den Gegner von den Freien Wählern, als er sagte: "Ich möchte den Wahlkampf führen mit relativ realen Zahlen, Träumen und Ideen."

© SZ vom 01.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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