Verkehrsprobleme:Schäftlarns große Herausforderung

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Die Kommune liegt verkehrsgünstig - weshalb sich immer mehr Schwerlastverkehr durch die Kurven des Ortes quetscht. Neben den Problemen der Umfahrungsplanungen steht auch die Angst vor der kompletten Isolation - etwa, wenn die Schienen für die S 7 im Frühjahr saniert werden.

Von Konstantin Kaip, Schäftlarn

Das virulenteste Problem in Schäftlarn liegt seit Jahren auf der Straße: Das Thema Verkehr ist ein Dauerbrenner in der Gemeinde und wird es wohl noch einige Jahre bleiben. Denn die günstige Lage der Kommune mit ihrem Ortsteil Hohenschäftlarn an der Autobahn 95 und der B 11 ist für die Anwohner gleichzeitig ein Fluch: Auf der Starnberger Straße rauschen regelmäßig riesige Schwertransporter mitten durch den Ort, die auf den engen Kurven teilweise über die Gehsteige fahren müssen, um von der Autobahn auf die Bundesstraße zu gelangen. Und was die B 11 für den Ort bedeutet, mussten die Einwohner 2016 schmerzlich erfahren, als die Hauptverkehrsader sechs Monate lang wegen Sanierung gesperrt war. Seit Jahren wird daher eine Umgehungsstraße gefordert, die den Durchgangsverkehr vom Ort ableiten soll. Dass die Kommune diese in Eigenregie bauen soll, hat der Gemeinderat in einem Grundsatzbeschluss schon 2012 entschieden. Umstritten ist allerdings nach wie vor der Verlauf der Umfahrung. Gehandelt werden derzeit noch zwei Trassen, eine ortsnahe über die Flur und eine weit im Norden, die durch Bannwald führt. Die gilt zwar aus Umweltschutzgründen als nicht durchsetzbar, trotzdem wird sie von Teilen des Gemeinderats favorisiert. Nicht nur die Gemeindeunion (GU) will die Schäftlarner Flur unbedingt bewahren, auch Teile der CSU ziehen die Wald-Variante vor. Kürzlich haben sich zudem drei der fünf Grünen-Gemeinderäte gegen die ortsnahe Trasse über die Felder und damit gegen die Umfahrung ausgesprochen - eine Trasse durch den Wald lehnt die Partei ab.

Wie Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) sagt, werden beide Varianten derzeit noch von der Regierung geprüft. Sobald das Ergebnis vorliege, müsse sich der Gemeinderat für eine Trasse entscheiden. Die Rückmeldung erwarte man schon seit einiger Zeit, sagt Ruhdorfer. "Wir hoffen, dass wir bald eine Basis haben, damit wir das schnell umsetzen können." Sobald man sich auf eine Trasse geeinigt habe, werde man den Antrag auf Planfeststellung stellen. Abgesehen von den Bedenken aus Umweltschutzgründen sieht Ruhdorfer die Waldtrasse auch im Nachteil, was ihre entlastende Wirkung betrifft: So könne man zwar den Schwerlastverkehr über Beschilderung umleiten. Pkw-Fahrer könnten allerdings die entferntere Variante meiden und weiter durch den Ort fahren, befürchtet er. "Es ist aber wichtig, dass die Trasse auch angenommen wird."

Das gilt auch für den Gemeinderat. Der Bürgermeister hofft, dass dem Gremium noch im März oder April die Bewertungen vorliegen und es dann in die Abstimmung über die Trasse gehen kann. Die jüngsten Äußerungen der Grünen stimmen ihn allerdings auch skeptisch. "Die Frage ist, ob die Willensbildung im Gemeinderat weitergeht oder nicht", sagt er. Das zuständige Straßenbauamt Freising habe jedenfalls stets betont, dass gegen den Willen der Gemeinde keine Umfahrung gebaut werde.

Darüberhinaus kämpft Schäftlarn wie alle Isartalgemeinden mit einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Ein wenig Abhilfe sollen drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt etwa 30 geförderten Wohnungen schaffen, die die Gemeinde nun am Stehbründlweg, in der Schorner und in der Auenstraße errichten will. Raumnot gibt es auch in der Schäftlarner Grundschule, die derzeit nicht nur 246 Schüler in zwölf Klassen, Mittagsbetreuung und Hort beherbergt, sondern nachmittags unterm Dach auch Blaskapelle, Trachten- und Schützenverein. Weil die Schulturnhalle marode ist, diskutiert der Gemeinderat gerade, den Neubau nur für die Schule zu realisieren und zudem eine Mehrzweckhalle zu errichten, in der auch die Vereine unterkommen sollen. Allerdings muss dafür noch die Standortfrage geklärt werden, und geeignete Grundstücke sind in der Gemeinde Mangelware.

Große Besorgnis erregt indes wieder ein Verkehrsthema: Denn die Bahn will in den Pfingstferien den restlichen Teil der S 7-Strecke sanieren. Dabei sollen die Schienen zwischen Ebenhausen-Schäftlarn und Baierbrunn erneuert werden. Dabei sollen gleichzeitig die Bahnübergänge erneuert werden. Und einer davon liegt an der Kreuzung der Starnberger Straße, die zur Autobahn führt, über die B 11. "Wenn das passiert, sind wir total abgeschnitten", sagt Ruhdorfer über die Pläne für die Bauarbeiten. "So, wie sich das die Bahn gedacht hat, wird das nicht funktionieren." Er habe bereits Vertreter des Landratsamts und der Bahn zum Gespräch geladen, sagt Ruhdorfer. Nun warte er auf einen Termin, um Alternativen zu besprechen - etwa, dass man die Arbeiten am Bahnübergang auf wenige Stunden in den Nächten reduziere. Anders gehe es nicht, ist Ruhdorfer überzeugt. "Jedenfalls nicht, solange wir keine Umfahrung haben."

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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